Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

— 19% — 
derten, von den unteren Teilen der Filamente verdeckten Nektar 
aufsuchen. 
Die Menge des ausgeschiedenen Nektars fand ich* übrigens 
auch an sonnigen Tagen immer nur spärlich (Hohenheim, botanischer 
Garten, 16. 7. 94, Pinzolo in Südtirol, 15. 8. 96), In diesem Zu- 
stande der Blüte können die Insekten nur Pollen abholen, denn die 
drei Narbenäste sind noch zusammengelegt und das empfängnis- 
fähige Narbengewebe noch nicht entwickelt. Erst am nächsten Tage 
trennen sich die Narbenäste von einander, während jetzt der Pollen 
von der Griffelsäule bereits durch Insekten abgeholt oder teilweise 
abgefallen ist, und wenn nun die auseinandergespreizten und auf 
ihrer oberen Seite mit Papillen versehenen Narbenäste von Insekten 
als Anflugplatz benützt werden, die vorher in Jüngeren Blüten sich 
mit Pollen behaftet haben, so muss eine Fremdbestäubung eintreten. 
Beim Ausbleiben von Insektenbesuch ist jedoch für den Vollzug von 
spontaner Selbstbestäubung gesorgt, und zwar auf doppelte Weise: 
durch das Zusammenfalten der sich schliessenden Krone und durch 
Zurückrollung der Narbenäste. 
Das Schliessen der Krone erfolgt in der Weise, dass sich ın 
ihr fünf nach innen vorspringende Längsfalten bilden, deren Kanten 
im ersten Blütenstadium bis an den mit Pollen beladenen Griffel 
reichen und sich an ihm mit Pollen behaften; wenn sich am nächsten 
Morgen die Blüte wieder öffnet, so sieht man an der Innenseite der 
Krone linienförmige Streifen des angeklebten Pollens. Beim wieder- 
holten Schliessen der Blüte legen sich diese mit Pollen behafteten 
Streifen an die inzwischen entwickelten Narbenäste an und lassen 
Pollen auf den Narbenpapillen zurück. Vor dem Verblühen rollen 
sich (Trient, 13. 8. 96) die drei Narbenschenkel so weit zurück, dass 
sie mit ihren Spitzen den Griffel erreichen und sich, wenn an diesem 
noch Pollen vorhanden ist, damit behaften. Die spontane Selbst- 
bestäubung bewirkt vollkommene Frucht- und Samenbildung. 
Ganz ähnlich, wie die Blüteneinrichtung von Specularia Spe- 
culum , ist diejenige von S. hybrida DC. (Hohenheim, botanischer 
Garten, 17. 7. 93), indessen sind deren Blüten bedeutend kleiner. 
Zwischen den fünf langen Kelchzipfeln steht die Krone gerade nach 
aufwärts und breitet sich bis auf einen Durchmesser von 5*/, mm 
aus; sie ist flach trichterförmig, lila, im Grunde hell grünlichgelb, 
1 Die eigenen Beobachtungen des Verfassers sind durch Beifügung des 
Ortes und der Zeit der Beobachtung in Klammern gekennzeichnet.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.