Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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ihre 2!/, mm langen Zipfel haben eine dunklere Mittellinie. Sogleich 
nach dem Aufgehen der Blüte öffnen sich die den Griffel dicht um- 
gebenden fünf blau oder hellgelb gefärbten Antheren und setzen den 
hellgelben Pollen auf dessen Oberfläche ab; dann schrumpfen sie 
etwas zusammen und entfernen sich von dem Griffel, der nun bald 
seine drei Narbenäste bogig nach unten ausbreitet. Die Nektar- 
absonderung im Blütengrunde ist‘ spärlich. Die Blüten schliessen 
sich abends in der Weise, wie die von S. Speculum. Ausser bis- 
weilen vorkommenden 4zähligen Blüten beobachtete ich solche mit 
einem Krondurchmesser von nur 3 mm; sie stimmten aber in ihrer 
Blüteneinrichtung mit den normalen Blüten ganz überein. 
Schon seit langer Zeit ist für die Gattung Specularia das Vor- 
kommen von kleistogamen Blüten bekannt; ausführlich beschrieben 
wurden diejenigen der amerikanischen S. yerfoliata DC., welche schon 
Lisyz. gekannt hatte, durch H. v. MomL*. Danach liegt in dem 
kesselförmig vertieften Grunde der Blüte zwischen den Kelchzipfeln 
ein weisslich gefärbtes Hügelchen, welches unter der Lupe mit 
einigen vom Centrum ausstrahlenden erhabenen Leisten und mehreren 
(ca. 6—12) auf diesen Leisten aufsitzenden kleinen Borsten besetzt 
erscheint. In diesem Hügelchen liegen die Staubblätter und Griffel 
verborgen. Die Zahl und relative Lage derselben ist leicht zu er- 
kennen, wenn durch einen Querschnitt der obere Teil des Hügel- 
chens abgetragen wird; man sieht dann, dass dasselbe hohl ist und 
dass seine Wand aus einer sehr dünnen Membran besteht. Die 
Staubblätter konvergiren von der Peripherie der Höhlung aus gegen 
die Mitte und den oberen Teil derselben, so dass sie über der Spitze 
der Griffel in gegenseitige Berührung kommen. Die Zahl derselben 
beträgt entsprechend der Zahl der Kelchzipfel 3—5, sie sind den 
letzteren opponiert; die Zahl der Griffel und Fruchtknotenfächer be- 
trägt bei 3—-4 Kelchzipfeln gewöhnlich 2, bei 5 Kelchzipfeln 3. Die 
weissliche Membran, welche das erwähnte Hügelchen bildet, ent- 
spricht der Krone; von einer Teilung in einzelne Lappen und einer 
in der Mitte des Hügelchens gelegenen Öffnung ist aber keine Spur 
zu sehen. Die Form der von der Krone eingeschlossenen Höhlung 
wechselt mit. der Entwickelung der Blüte. Bei sehr kleinen, noch 
weit von der Befruchtung entfernten Blüten stellt die Krone einen 
ziemlich spitzen Kegel dar, mit dem Wachstum des Fruchtknotens 
in die Breite verflacht sich der Kegel mehr und mehr. Während 
! Botanische Zeitung. 1863. S. 311, 314, 323.
	        
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