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arten, ein Blasenfuss und eine Hemipterenart als Besucher beobachtet)
tritt Fremdbestäubung ein, gegen Ende des Blühens biegen sich aber
die Narbenäste so weit nach hinten, dass sie mit dem am Griffel
noch haftenden Pollen in Berührung kommen und also spontane
Selbstbestäubung eintritt.
Das Centrum und den Typus dieser Campanulaceengruppe stellt
die Gattung Campanula selbst dar, deren Blüteneinrichtung schon
von SprenGeL! vortrefflich geschildert, später von DELrINo, H. MÖLLER,
Kzrner und vielen. anderen wieder untersucht worden ist. In der
Entfaltung der einzelnen Blütenorgane lassen sich mehrere auf-
einanderfolgende Stadien unterscheiden. Das erste spielt sich schon
vor dem Aufblühen der Blütenknospen ab; wegen der Längsfaltung
und Enge der Krone, die sich erst nach dem Aufgehen erweitert,
sind die fünf Antheren jetzt derart gegen den Griffel gedrückt, dass
die an diesem befindlichen Sammelhaare sich in 10 zwischen den
Antherenhälften liegende Längsreihen anordnen und bei dem auf der
Innenseite erfolgenden Aufspringen der Antheren mit einer dicken
Pollenlage bedeckt werden. Alsdann öffnet sich die Blüte, die An-
theren verwelken, die schmalen oberen Teile der Filamente schrumpfen
zusammen und sinken in den Blütengrund, die Krone breitet sich
aus und die Blüte tritt in ihr zweites Stadium, dasjenige der Pollen-
darbietung, ein. Der epigyne Discus im Blütengrunde sondert Nektar
aus, welcher durch die verbreiterten, nicht zusammenschrumpfenden
Basen der Filamente vor Regen und unnützen Besuchern geschützt
ist. Die Basis jedes Filamentes verdickt sich nämlich im Verhältnis
zum oberen Teile desselben ausserordentlich, nimmt die Gestalt eines
dreieckigen Abschnittes einer Kugelkalotte an, und indem alle fünf
zusammenneigen und sich pyramidenförmig an den Griffel anlehnen,
bilden sie miteinander eine fünfkantige Kuppel, deren an den Kanten
liegende Spalten noch durch Haare verschlossen sind, über dem
Nektarvorrat, welcher durch diese Vorrichtung insbesondere für bienen-
artige Hymenopteren reserviert wird. Der Pollen wird zwischen den
Sammelhaaren des Griffels festgehalten, allmählich aber stülpen sich
diese nach ihrem Inneren ein und ziehen sich gewissermassen in sich
selbst zurück, so dass die Pollenlage auf der Griffeloberfläche von
oben her schichtenweise gelockert wird, um von besuchenden In-
sekten nach und nach fortgeführt werden zu können. Schliesslich
ı Ch. K. Sprengel, Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in
der Befruchtung der Blumen. 1793. S..109 ff,