Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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arten, ein Blasenfuss und eine Hemipterenart als Besucher beobachtet) 
tritt Fremdbestäubung ein, gegen Ende des Blühens biegen sich aber 
die Narbenäste so weit nach hinten, dass sie mit dem am Griffel 
noch haftenden Pollen in Berührung kommen und also spontane 
Selbstbestäubung eintritt. 
Das Centrum und den Typus dieser Campanulaceengruppe stellt 
die Gattung Campanula selbst dar, deren Blüteneinrichtung schon 
von SprenGeL! vortrefflich geschildert, später von DELrINo, H. MÖLLER, 
Kzrner und vielen. anderen wieder untersucht worden ist. In der 
Entfaltung der einzelnen Blütenorgane lassen sich mehrere auf- 
einanderfolgende Stadien unterscheiden. Das erste spielt sich schon 
vor dem Aufblühen der Blütenknospen ab; wegen der Längsfaltung 
und Enge der Krone, die sich erst nach dem Aufgehen erweitert, 
sind die fünf Antheren jetzt derart gegen den Griffel gedrückt, dass 
die an diesem befindlichen Sammelhaare sich in 10 zwischen den 
Antherenhälften liegende Längsreihen anordnen und bei dem auf der 
Innenseite erfolgenden Aufspringen der Antheren mit einer dicken 
Pollenlage bedeckt werden. Alsdann öffnet sich die Blüte, die An- 
theren verwelken, die schmalen oberen Teile der Filamente schrumpfen 
zusammen und sinken in den Blütengrund, die Krone breitet sich 
aus und die Blüte tritt in ihr zweites Stadium, dasjenige der Pollen- 
darbietung, ein. Der epigyne Discus im Blütengrunde sondert Nektar 
aus, welcher durch die verbreiterten, nicht zusammenschrumpfenden 
Basen der Filamente vor Regen und unnützen Besuchern geschützt 
ist. Die Basis jedes Filamentes verdickt sich nämlich im Verhältnis 
zum oberen Teile desselben ausserordentlich, nimmt die Gestalt eines 
dreieckigen Abschnittes einer Kugelkalotte an, und indem alle fünf 
zusammenneigen und sich pyramidenförmig an den Griffel anlehnen, 
bilden sie miteinander eine fünfkantige Kuppel, deren an den Kanten 
liegende Spalten noch durch Haare verschlossen sind, über dem 
Nektarvorrat, welcher durch diese Vorrichtung insbesondere für bienen- 
artige Hymenopteren reserviert wird. Der Pollen wird zwischen den 
Sammelhaaren des Griffels festgehalten, allmählich aber stülpen sich 
diese nach ihrem Inneren ein und ziehen sich gewissermassen in sich 
selbst zurück, so dass die Pollenlage auf der Griffeloberfläche von 
oben her schichtenweise gelockert wird, um von besuchenden In- 
sekten nach und nach fortgeführt werden zu können. Schliesslich 
ı Ch. K. Sprengel, Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in 
der Befruchtung der Blumen. 1793. S..109 ff,
	        
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