Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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führten v. MÜLLER auf vielfachen Reisen ins Innere der Kolonie, bei 
welcher Gelegenheit er unter anderem die erste Aufnahme der 
australischen Alpen vornahm, und in den Jahren 1855—56 machte 
er die grosse Vermessungsreise GREGORY'Ss von der Ost- nach der 
Westküste mit. Nach deren Beendigung nach Melbourne zurück- 
gekehrt, übernahm er die Anlage des zoologischen und botanischen 
Gartens, dessen Direktor er wurde und den er in wenigen Jahren 
zu einer hohen Blüte brachte. Nach der Gründung der Universität 
wurde ihm auch hierin ein Platz eingeräumt. 
Rasch wuchs sein wissenschaftliches Ansehen und seine Be- 
deutung. Das ganze naturwissenschaftliche Leben Australiens und 
besonders der Kolonie Victoria ist seit den letzten vierzig Jahren eng 
mit dem Namen FERDINAND v. MÖLLER verknüpft. Bei zahlreichen 
wissenschaftlichen Gesellschaften seines Adoptivvaterlandes als hervor- 
ragendes Mitglied thätig, zum Teil an ihre Spitze gestellt, so von 
der Geographical Society in Victoria, gewann v. MüLLER einen grossen 
Einfluss in allen naturwissenschaftlichen Bewegungen. 
Nach zwei Richtungen war v. MÜLLER mit grosser Energie 
thätig, als Botaniker und als Geograph. Mehr als 2000 australische 
Pflanzen hat er als neue Arten bekannt gemacht. Von seinen zahl- 
reichen botanischen Publikationen sei in erster Linie seiner. Mono- 
graphien der Zucalyptus-Arten, der Eucalyptographia gedacht, in 
welcher sämtliche Eucalyptus-Arten beschrieben und auf 100 Tafeln 
abgebildet sind. v. MÖLLER war es auch, der zum ersten Male auf 
die Eigenschaften des HKucalyptus hinwies, welche ihn seitdem als 
Malaria-Schutz bekannt gemacht und seine Anpflanzung in vielen 
Malaria-Gegenden, besonders den Mittelmeerländern veranlasst haben. 
Der Kucalyptus war entschieden v. MüLLErR’s Lieblingspflanze; als er 
bei seiner Erhebung in den Freiherrnstand für die Schaffung eines 
Wappens einen Wunsch zu äussern hatte, wählte er Zucalyptus- 
Zweige. 
Die weiteren botanischen Werke v. MüöLLER’s, welche der Euca- 
lyptographie teils vorausgingen, teils folgten, wie „Flora of Victoria“, 
„Fragmenta Phytographiae Australiae“, „A Systematic Census of 
Australian Plants“, sind ein rühmendes Denkmal der wissenschaft- 
lichen Thätigkeit v. MüLLER’s. 
Als Geograph war v. MüLLER weniger publizistisch als, wenn 
ich so sagen darf, agitatorisch thätig. Rastlos bestrebt war er be- 
sonders, den Schleier zu lüften, der heute noch über dem Ende der 
unglücklichen Expedition von Dr. LEICHHARDT liegt. Immer und immer
	        

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