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wieder, wenn eine nur dunkle Nachricht von der Entdeckung Lzıcun-
HARDT’scher Landesmarken, vom Auffinden eines Gegenstandes der
verschollenen Expedition nach Melbourne drang, trat er in Wort und
Schrift für Entsendung von Expeditionen ein, die den Spuren LEICH-
HARDT’s folgen sollten; ja‘ er konnte lange nicht die Hoffnung be-
graben, den Verlorenen selbst ‚noch zu finden. Als Präsident der
geographischen Gesellschaft lieh er allen Expeditionen seine that-
kräftige ‚Unterstützung, in den letzten zwölf Jahren besonders auch
den antarktischen Forschungen.
Aber nicht nur durch seine Stellung und seine wissenschaft-
liche Autorität wirkte v. MüLLER, er scheute auch nicht eigene Opfer.
Schon vor nun bald dreissig Jahren: schrieb SonDER, MÖLLER könnte
vermöglich sein, wenn er nicht zu allen Expeditionen bedeutende
Beiträge stellte und auf eigene Kosten im Inland Sammler unterhielte.
All das aber, was v. MöLLER mit Mühe und Kosten sammeln
liess, ging zum grossen Teil nach Europa. Mit einer einzigartigen
Freigebigkeit wurden die verschiedensten Sammlungen bedacht. Es
wird wenig Museen geben, denen v. MÜLLER nicht wenigstens hier
und da Schenkungen gemacht. Ich nenne nur Göttingen, Kiel,
München, Wien, Petersburg, Leyden und diese Liste liesse sich be-
trächtlich vermehren. Ganz besonders aber hatte sich Stuttgart in
den letzten 28 Jahren seiner Gunst zu erfreuen. Während FERDINAND
v. MÖLLER anfangs an die verschiedensten Museen seine Sendungen
richtete, sprach er Ende der sechziger Jahre seinem Freunde Dr. Son-
DER gegenüber den Wunsch aus, seine nach Europa zu sendenden
Sammlungen an einem Ort zu konzentrieren. Es war ein glücklicher
Zufall, der Dr. Sonder mit Oberstudienrat Krauss bekannt sein liess.
Hier fiel der angeregte Gedanken auf guten Boden und wie trefflich
cs Krauss verstand, solche Verbindungen zum Wohl seiner Sammlung
zu pflegen, ist allgemein bekannt. Als den ersten Sendungen die
Anerkennung der Regierung durch Verleihung einer Dekoration folgte,
war v. MüLLER für Stuttgart gewonnen. Bald gab er seinen Dankes-
gefühlen hochherzigen Ausdruck durch Gründung einer Stiftung in
den Jahren 1869 und 1871, die jungen Medizinern und Naturwissen-
schaftlern Gelegenheit zu Reisen ausserhalb Europas geben sollte.
Der Hauptzweck sollte das Sammeln naturwissenschaftlicher Objekte
sein und die Ausbeute dem Naturalienkabinet zu gut kommen, wie
auch die Verleihung des Stipendiums in den Händen des jeweiligen
zoologischen Konservators liegt. Wenn auch die Summe, die in den
Zinsen zur Verfügung steht, zu grösseren aussereuropäischen Reisen