Ueber den Erhaltungszustand der Ammoniten
im schwäbischen Jura.
Von Pfarrer Dr. Engel in Eislingen.
Wer eine Sammlung schwäbischer Petrefakten besichtigt und
insbesondere auf die Ammonshörner einen Blick wirft, die ja doch
meist den Glanzpunkt und Stolz derselben darstellen, der ahnt wohl
in der Regel gar nicht, wie wenig er eigentlich vom Ammoniten
selbst zu sehen bekommt. Er wundert sich über die Mannigfaltig-
keit der Formen, er staunt über die Pracht der Loben, er freut sich
an dem Goldglanz der Kieskerne; aber thatsächlich bekommt er bei
all dem meist keine Spur der Schale zu sehen, geschweige denn
etwas von dem Tier selbst, das diese einst baute. Man hat unseres
Wissens bis heute überhaupt noch in keiner Formation Ammoniten-
gehäuse gefunden, die Andeutungen auch nur von Teilen seines ein-
stigen Bewohners gezeigt hätten, etwa vom Mantel, Tentakeln u. dergl.
Denn die Ringe, die man öfters auf der zusammengedrückten Schale
des Ammomnites fimbriatus Sow. aus Lias & findet (Quenstept, Jura,
Taf. 36, 4), mögen wohl Knorpelringe sein, welche einst die Saug-
warzen stützten (QuensteDT, Jura, S. 253); vom Tier selbst aber
und seinem Aussehen geben sie natürlich damit noch keine Ahnung.
Nur im Solnhofener Schiefer kamen schon vereinzelt Ammoniten-
schalen vor (Oppelia steraspis Or. sp.), an denen sich der Eindruck
des Haftmuskels und Verwachsungsbands in der Wohnkammer noch
erkennen liess. Im übrigen weiss man nicht einmal, ob das Tier
einst zwei oder vier Kiemen gehabt hat, und nur seine Ähnlichkeit
mit dem noch lebenden Nautilus macht es wahrscheinlich und lässt
es als durchaus berechtigt erscheinen, dass man die Ammoniten von
jeher zu den Tetrabranchiaten zu stellen pflegte. Auch was man
schon auf Grund der Schalenverschiedenheit bezüglich des Ge-
schlechts hat eruieren wollen‘, dem das betreffende Stück angehört
hat, ist ziemlich problematisch, obwohl nicht der geringste Zweifel
*z. B. Buckman und Bather: Can the sexes in Ammonites be distin-
guished? Natural Science. 1894. Juni S. 428 ff.