Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 57, 1901)

— CXXVI — 
mantel: es entstehen säulenförmige Gebilde. Die gleiche Gestalt haben 
vulkanische Rauchwolken, wenn im Krater lagernde Rauchmassen durch 
die Eruptionsmasse mit in die Höhe gerissen werden. Schliesslich kann 
sich die Gestalt der aufsteigenden Rauchwolken noch dadurch ändern, 
dass der mittlere Teil der pilzförmigen Wolke noch kuppenförmig in 
die Höhe steigt, durch die in ihm noch stärker andauernde Rotations- 
bewegung gehoben, während der Rand des Pilzes schon mehr der Ein- 
wirkung der Schwerkraft verfällt und heruntergezogen wird. Beobach- 
tungen an Rauchwolken des Vesuvs, die der Redner selbst anstellen konnte, 
dienen dieser theoretischen Ableitung zur Bestätigung. (Hesse.) 
Darauf sprach Prof. Dr. E. Fraas (Stuttgart) über »die fossilen 
Krokodile des weissen Jura«. Fossile Reste krokodilartiger Tiere 
sind nicht eben selten, so die Teleosaurier des Lias. Aus dem weissen 
Jura jedoch kannte man früher nur wenige Spuren von solchen. Einige 
Teile aus der Solenhofener Gegend wurden von Cuvrer’s Scharfblick 
schon auf Tiere gedeutet, die eine Mittelstellung zwischen Sauriern und 
Krokodilen einnehmen, Aber erst glückliche Funde der letzten Jahre 
haben die Kenntnis dieser Tiere wesentlich gefördert. Im weissen Jura 
des Brenzthales bei Staufen oberhalb Giengen wurde vor 7 Jahren das 
erste gut erhaltene Stück von Dacosaurus gefunden, und später kam 
dazu ein vollständiges Exemplar von Rhacheosaurus gracilis, das bei 
der Neuausbeutung der Nusplinger Steinbrüche gefunden wurde. Diese 
beiden Arten gehören zu einer Familie, die schon bekannt ist durch 
Schädel aus dem oberen braunen Jura von Frankreich, welche Metrio- 
rhynchus benannt waren: sie bilden zusammen die Metriorhynchus-Gruppe. 
In den äusseren Umrissen hält der Schädel in dieser Gruppe die Mitte 
zwischen Krokodilen und Gavialen, weicht aber im Bau vielfach von 
diesen ab. Am übrigen Skelett ist besonders die Rückbildung der vor- 
deren Extremität, die viel weiter vorgeschritten ist als bei den Teleo- 
sauriern, und das gänzliche Fehlen eines knöchernen Hauptpanzers 
bemerkenswert. Die geringe Grösse der Vordergliedmassen kann den 
Tieren nur eine unvollkommene Bewegung auf festem Boden gestatten, 
weist also auf schwimmende Lebensweise hin. Den gleichen Schluss 
ziehen wir aus der Bildung des Schwanzes; er ist langgestreckt — bei 
Ehacheosaurus misst er zwei Drittel des Körpers ohne Schädel — und 
die Anwesenheit einer rückständigen Schwanzflosse geht hervor aus der 
Abknickung des Schwanzendes wie bei Ichthyosaurus und aus der vor- 
wärts gekehrten Stellung der oberen und unteren Dornfortsätze jenseits 
dieser Knickstelle. Wir haben also in den Krokodilen des weissen Jura 
eine ganz eigenartige Tiergruppe vor uns: Krokodile, die dem Leben 
im Meere angepasst sind und infolgedessen ähnliche Veränderungen 
in ihrem Bau erlitten haben, wie bei den Säugern die Delphine, wie 
unter den Sauriern Zchthyosaurus, wie die den Varaniden verwandten 
Pythonomorphen und die Meeresformen der Nothosaurier, die Plesiosaurier, 
[Vergl. hierzu die Abhandlung S. 409 ff] 
Dr. Schmid (Tübingen) behandelte dann den »Einfluss von 
Chloroformdämpfen auf ruhende Samen«. Aus Versuchen mit 
trockenen und gequollenen Samen von Weizen, Klee u. a., die viele
	        
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