Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 57, 1901)

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welche‘ er irrtümlich für Nektarien hielt!'. Bei Rom, wo. ich die 
Blüten am 20. September und 6. Oktober 1899 untersuchte, breiteten 
sie sich im Sonnenschein immer flach aus, die im Hohenheimer bota- 
nischen Garten gezogenen Exemplare thaten dies selbst im Juni nur 
bei sehr hellem Wetter, sonst stellten sich die Kronblätter nur un- 
gefähr aufrecht. Die italienischen, wild wachsenden Pflanzen zeigten 
bedeutende Verschiedenheiten in der Grösse der Blüten: die grössten 
hatten Kelchblätter von 31/2 mm Länge und Kronblätter von 6 mm 
Länge und 5'/2 mm Breite, welche sich auf einen Blütendurchmesser 
von 14 mm ausbreiteten; bei den kleinsten Blüten, die ich auffand, 
betrug die Länge der Kelchblätter 2'/z mm, die Kronblätter waren 
31/2 mm lang und 3 mm breit, und der Blütendurchmesser betrug 
nur 8 mm. Ebenso wie die gelbe Krone breitet sich auch der hell- 
grüne Kelch aus. Das in der Mitte der Blüte stehende hellgrüne 
Pistill ist 3—3'/2 mm hoch und besteht aus einem 5kantigen, an 
den Kanten behaarten Fruchtknoten, einem ganz kurzen und dicken, 
kaum bemerkbaren Griffel und einer 5strahligen, ähnlich wie bei 
Panaver aussehenden Narbe. Um das Pistill herum stehen ziemlich 
aufrecht die 10 gelben Staubblätter, welche ungefähr dieselbe Länge 
haben wie das Pistill, und ihre ringsum mit gelbem Pollen bedeckten 
Antheren befinden sich in einer so geringen Entfernung von den 
Narbenstrahlen. dass bei der aufrechten oder nur wenig geneigten 
Stellung der Blüten spontane Selbstbestäubung leicht eintreten kann, 
und beim Verwelken der Blüten, was bereits einige Stunden nach 
dem Aufblühen stattfindet, wohl regelmässig eintritt. Beim Ver- 
blühen nämlich legen sich die Staubblätter in aufrechter Stellung 
dicht an das Pistill und die jetzt noch Pollen enthaltenden Antheren 
berühren dabei die Enden der Narbenstrahlen ; die Kronblätter richten 
sich aufrecht empor und jedes einzelne rollt sich der Länge nach 
zusammen. Inwendig an den Basen der 5 inneren Staubblätter sind 
am Grunde des Fruchtknotens 5 schuppenartige Gebilde angewachsen 
(der „intrastaminale Diskus“ der Systematiker), die man für Nek- 
tarien halten könnte, allein sie sind trocken, und Nektar wird viel- 
mehr von grünlichen, an der Aussenseite der Basis der 5 äusseren 
Staubblätter liegenden Drüsen abgesondert; er sammelt sich in Form 
je eines Tröpfchens im Grunde der Kelchblätter an. Die wenig augen- 
fälligen Blüten fand ich bei Rom von verschiedenen Fliegen besucht. 
ı Hansgirg spricht (Physiol. und phycophyt. Unters. S. 107) einmal von 
schwachen gamo- und karpotropischen Krümmungen bei dieser Pflanze, nennt 
aber andererseits (a. a. O0. S. 170) ihre Blüten agamotropisch.
	        
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