Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 57, 1901)

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Substanz konserviert wurde, spricht nach Ansicht, des Redners für den 
Mangel an niederer Tierwelt dieses Jurameeres, welche in unseren 
heutigen Meeren die Aufarbeitung der abgestorbenen Kadaver besorgt. 
Das Fehlen derselben hat wahrscheinlich seine Ursache in der gleichen 
Erscheinung , die das plötzliche Absterben grosser Massen von Tieren 
bedingt hat. Fraas sucht die Ursache in unterseeischen Gaserup- 
tionen, in Solfataren am Grunde des Meeres, wodurch die Tiefe ver- 
seucht, das Vorkommen des Benthos verhindert und ein successives 
Absterben aller Tiere herbeigeführt wurde. Zunächst kamen die Tange 
an die Reihe, dann die Seelilien, dann die Ammoniten und endlich die 
Saurier und eine niedere Tierwelt war, als die toten Tiere in die Tiefe 
sanken, zur Aufarbeitung derselben nicht mehr vorhanden. 
Es folgte sodann ein Vortrag von Prof. Dr. Fünfstück über 
das „Problem des Saftsteigens‘“. Der Strom, der dazu dient, 
Wasser und gelöste Stoffe dem Baume zuzuführen, geht bis in die 
höchsten Wipfel und ist ein ganz bedeutender, wie auch der Ver- 
dunstungsverbrauch sehr hohe Zahlen aufweist. So verdunstet 1 ha 
Buchenwald an einem heissen Sommertag zu -15 Stunden gerechnet, 
30000 Liter, eine einzeln stehende Birke mit ca. 200000 Blättern 
ca. 400 Liter Wasser. Es ergiebt sich daraus, dass der Strom auch 
rasch fliessen muss, wie auch thatsächlich die Geschwindigkeit von 
über 1 m in einer Stunde, in besonderen Fällen sogar bis zu 2 m 
beobachtet worden ist. Der Strom geht nicht durch die Rinde, son- 
dern durch den Holzkörper und auch hier ist es nur eine schmale 
Zone, die ihm zur Verfügung steht. Diese Thatsache wurde bereits 
1727 von SrterH. HaALss experimentell erwiesen. Redner schildert so- 
dann die vielen Hypothesen, welche zur Erklärung der Erscheinungen 
aufgestellt wurden. Einst dachte man an den sogen. Wurzeldruck als 
Kraftquelle für die Bewegung des Transpirationsstromes, allein ab- 
gesehen davon, dass dieser Wurzeldruck gerade zur Zeit der stärksten 
Transpiration entweder fehlt oder nur ganz gering ist, liesse sich mit 
ihm im günstigsten Falle nur eine Steighöhe bis zu ca. 18 m erklären, 
Diosmotische Strömungen verlaufen viel zu langsam, als dass sie 
für die Erklärung des Saftsteigens in Betracht gezogen werden könnten, 
Auch die Bönm-HaArtio’sche Luftdruckhypothese hat sich als un- 
zutreffend erwiesen, denn der volle Atmosphärendruck würde eine 
Wassersäule doch immer nur bis höchstens ca. 10 m heben, nicht 
aber bis in die Kronen der mehr als 100 m hohen Wellingtonien und 
Eukalypten. 
Gegen die Mitwirkung lebender Zellen beim Saftsteigen sprechen 
die bekannten STRASBURGER’schen Versuche mit giftigen Lösungen. 
Ein Aufsteigen in gasförmigem Zustande kann nicht in Betracht 
kommen, weil in diesem Falle, abgesehen von anatomischen und an- 
deren Gründen, die Transpiration ihren eigentlichen Zweck, die Be- 
förderung der Nährsalze, nicht erfüllen könnte. 
Die Saoms’sche Imbibitionstheorie nimmt im Gegensatz zu allen 
anderen an, dass sich der Transpirationsstrom in den verholzten Zell- 
membranen bewegt infolge molekularer Anziehung und Gleichgewichts-
	        

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