Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 57, 1901)

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störungen zwischen Wasser und Membransubstanz. Auch der SAcHs’- 
schen Theorie stehen sehr gewichtige Bedenken entgegen. 
In neuester Zeit stellten Jony, Dıxox und namentlich ÄASKENASY 
den Vorgang des Saftsteigens als Transpirationssaugung bis in die ent- 
ferntesten Wurzelspitzen infolge der Kohäsionswirkung des Wassers 
dar. Aber auch dieser Erklärungsversuch hält der wissenchaftlichen 
Kritik nicht stand. 
Endlich waren alle Forscher bisher darin einig, dass die ganze 
Erscheinung nicht lediglich auf Kapillarität beruhen könne. In Bezug 
auf letztere scheiterten alle Erklärungsversuche bisher an den sogen. 
JAMIN’schen Ketten, worunter man Kombinationen von Luft — Wasser, 
Luft — Wasser u. s. f. in Kapillaren versteht. In solchen Jamın’schen 
Ketten sind die zwischen Luft eingeschlossenen Flüssigkeitssäulchen 
selbst durch grosse Druck- bezw. Saugkräfte nicht mehr vorwärts zu 
bewegen. Diese Thatsache veranlasste STRASBURGER zur Aufstellung 
seiner sogen. Umgehungshypothese, welche annimmt, dass sich der 
Transpirationsstrom in den JAmımn’schen Ketten zwischen Luft und Ge- 
fässwand aufwärts bewegt. — Redner bespricht dann eingehender eigene 
Versuche, welche darauf abzielten, die STRASBURGER’sche Umgehungs- 
hypothese einer experimentellen Prüfung zu unterziehen. Die Versuche 
sind zwar noch nicht zum Abschluss gelangt, haben indes bereits der: 
Beweis geliefert, dass über die Wirksamkeit der JAMInN’schen Kette 
bisher in wesentlichen Punkten völlig unzutreffende Vorstellungen ge- 
herrscht haben, dass sie insbesondere kein unübersteigliches Hindernis 
bilden für die Zurückführung des Problems auf Kapillaritätserscheinungen. 
(Fünfstück.) 
Als nächster Redner sprach Professor Dr. Klunzinger über 
„Fliegenmadenkrankheit“(Myiasis). Die Veranlassung gab die Beob- 
achtung zweier Kröten, bei welchen sich, in beiden Fällen vom Nasen- 
loch ausgehend, grosse Höhlungen zeigten, die zum Teil das Gesichtz zer- 
stört hatten und von Fliegenmaden (Zueilia bufonivora Moxısz) wimmelten. 
Auch beim Menschen können solche Fälle vorkommen, und erst kürzlich 
ist von PrırEr eine Publikation über diesen Gegenstand erschienen. Indem 
Redner die einzelnen Fliegenarten und ihre Lebensweise bespricht, die 
bei den Menschen und bei den höheren Säugetieren in Betracht kommen 
können, giebt er zugleich ein Bild der verschiedenen Art und Weise 
der Infektion und des Aufenthaltsorts der Larve, z. B. bei den sog. 
Dasselfliegen, deren Larven unter der Haut leben, der Bremsen, deren 
Larven in inneren Organen leben und andere Vorkommnisse. (Eine 
ausführlichere Darstellung dieses Gegenstands soll später in diesen 
Jahresheften erscheinen.) 
Kurze Mitteilungen über andere Insekten gab als weiterer Redner 
Prof. Dr. Vosseler, indem er ein von Komm.-Rat ScCHIEDMAYER dem 
Naturalienkabinet überwiesenes Stück eines Klaviers demonstrierte, 
welches, aus den Tropen stammend, völlig von Termiten zerfressen 
war, und ferner junge, eben erst ausgeschlüpfte Larven von Mantis, 
der sog. Gottesanbeterin, vorzeigte. 
Aus dem Gebiet der Chemie war ein Vortrag von Prof. Dr. Hell
	        
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