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in weisellosen Stöcken Drohnen von Arbeitsbienen (Drohnenmütterchen)
erzeugt werden. — Im Gegensatz zu solchen mehr oder weniger rich-
tigen Beobachtungen stehen mehrere Bemerkungen, die ins Gebiet der
Fabeln gehören, wie vom Stacheln abschiessenden : Stachelschwein,
Segeln des Nautilus, vom Knaben liebenden Delphin; solche finden sich
aber fast alle in den Büchern, die aus mancherlei Gründen als apokryph
zu erklären sind.
In Beziehung auf Unterscheidung der Tiere ist festzustellen, dass
ArtısrovrELES eine solche gar nicht beabsichtigte, vielmehr eine ver-
gleichende Anatomie, Physiclogie und Biologie. Die einzelnen "Tiere
führt er häufig bloss mit ihrem Namen an, und die Deutung, was er
darunter gemeint, ist den späteren Zoologen oft recht schwierig ge-
worden. Immerhin sucht ARISTOTELES stets zu gruppieren und gelangt
dabei zu Resultaten, die als Grundlagen eines natürlichen Systems
auch heute noch Geltung haben. So macht er den glücklichen Griff,
die höheren Tiere zusammenzufassen als Bluttiere im Gegensatz zu
den blutlosen, was zwar nicht ganz richtig ist, aber genau den Wirbel-
tieren und Wirbellosen LAMARCK’s entspricht. Nur fehlt ihm die
formelle Ausbildung des Systems, wie es Lınnr gelungen ist, mit seinen
Einteilungskategorien, insbesondere der festen Bestimmung von genus
und species. ARISTOTELES unterscheidet‘ zwar auch ein genus und
eidos, aber diese Begriffe sind hier nur relative. — Der Vor-
tragende führt an aufgestellten Tafeln das Tiersystem des ARISTOTELES
und die einzelnen Tiere in demselben vor, und kommt zum Schluss,
dass ARISTOTELES nicht bloss historischen Wert hat, sondern als der
Gründer und Vater der heutigen Naturgeschichte zu be-
trachten ist. Seine bleibenden Verdienste bestehen in der Einführung
der induktiven Methode, der vergleichenden und erklärenden, also
philosophischen Betrachtungsweise, mit Aufstellung allgemeiner Gesetze,
in dem Hereinziehen der Entwickelung, endlich im Sammeln eines gross-
artigen Beobachtungsmaterials und Aufstellung eines natürlichen Systems.
Und so glänzt er, trotz mancher und bedeutender Irrtümer neben
Cuvıer, J. MöLLER, DArRwıN u. a. als Stern 1. Grösse am Himmel der
biologischen Wissenschaften, (Klunzinger.)
Sitzung am 10. Mai 1900.
Prof. Dr. Kirchner (Hohenheim): „Über die Flora von
Württemberg“. Das Erscheinen der neuen Exkursionsflora für
Württemberg und Hohenzollern“ veranlasste den Vortragenden, einen
Überblick über den jetzigen Stand der heimischen Flora zu geben.
Gegenüber der 3. Auflage der Flora von Württemberg und Hohenzollern
(bearbeitet von C. A. KEMMLER 1882) sind in der Exkursionsflora
54 Arten neu aufgenommen, und die Zahl der Standorte ist durch
zahlreiche Beobachter sehr wesentlich vermehrt worden; trotzdem ist
* Exkursionsflora für Württemberg und Hohenzollern. Von 0. Kirchner
und J. Eichler. Stuttgart (Eugen Ulmer) 1900.