Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 5-6, 1849-1850)

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vollkommen‘ gereinigt waren, Ihr Inhalt lieferte ’ein Castoreum von 
äusserst reinem und feinem eigenthümlichem Geruche, -— Die Nebenbeutel 
desselben männlichen Thiers wogen 5%, Loth und enthielten 3% Loth 
der unter dem Namen Axungia castorei bekannten öligen, dickflüssigen, 
weissgelblichen, homogenen, schwach castoreumartig riechenden Substanz. 
Die Handbücher machen bekanntlich keinen wesentlichen Unter- 
schied in der Bildung der Bibergeilbeutel beider Geschlechter bemerklich, 
Bei dem Weibchen nun, das mir ein Paar Wochen nach dem Männchen 
zukam, fühlten sich die Geilbeutel von aussen durch die Bauchdecken 
noch grösser und voller an, als beim männlichen Exemplar, so dass ich 
nach diesem Merkmale und dem ‚schwereren Gewichte des ganzen Thiers 
seinen Werth noch höher anzuschlagen geneigt war, als den des letzteren. 
Allein die Section belehrte mich eines Bessern. Die Geilbeutel erschienen 
gegen die des Männchens wie verkümmert, kleiner, dickhäutiger, runz- 
licht, -die Haut nicht durchscheinend, ohne auffallende Zeichnung; ihr 
Gewicht betrug nur 6%, Loth, das Gewicht ihres Inhalts war relativ 
noch geringer durch das. Vorwalten und die Verdickung der Hänute- 
und Zellenbildung an demselben. Dagegen ungemein entwickelt traten 
die Nebenbeutel hervor. Sie waren es, die man durch die Bauch- 
decken gefühlt hatte, Sie hatten die Grösse einer halben Faust, eine 
Jlänglich ovale gleichmässige Gestalt, eine feste wurstähnliche Füllung 
und ihr äusseres Aussehen war charakterisirt durch das Durchscheinen 
von 30—36 stark erbsengrosser, in der Totalform runder, aber am 
Rande laubartig eingekerbter, auch in ihrer centralen Fläche dendritisch- 
laubartig gezeichneter Flecken, welche in getrocknetem Zustande voll- 
kommen verschwanden. Sie wogen zusammen 14 Loth 3 Quint, nachdem 
sie vom anhängenden Zellgewebe rein präparirt waren. Noch über- 
raschender,; als die Beschaffenheit ihres Aeussern, war die ihres Inhalts, 
Statt dass jenes reine gelbliche, nicht ganz unangenehm riechende Castor- 
51 ausfloss, stockte in ihnen eine teigige Masse von käseartiger Consistenz, 
schmutzig blaugrauer Farbe und einem hässlichen‘, ammoniakalischen 
Fäcesgeruch, Während das Castorfett beim Erhitzen augenblicklich ganz 
dünnflüssig wird, sehr leicht mit Flamme brennt, bei Luftzutritt kaum 
eine Spur Asche hinterlässt und in Aether fast ganz löslich ist, wurde 
die fragliche Substanz beim Erwärmen gar nicht flüssig, sondern unter 
Schäumen alsbald terpentinartig zähe, beim Erhitzen auf Platinblech, 
wo die Hitze viel stärker sein muss als beim Castorfett, verbrannte es 
mit Flamme, hinterliess viel schwarze Masse und erst nach längerem 
Erhitzen blieb '/,, Asche zurück, bestehend“aus Aetzkalk, kohlensaurem 
Kalk, Bittererde und Spuren von phosphorsaurem Kalk, In Aether und 
Terpentinöl löste sich diese fettige Masse nur zum kleinsten Theile auf, 
die ätherische Flüssigkeit an die Luft gestellt, zeigte nun nach dem Ver- 
dampfen des ‘Aethers einen nicht widrigen Castoreum-Geruch., 
Die physiologische oder pathologische Würdigung dieses Erfunds
	        
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