167 -
Menge neuer, bisher unbekannter Thatsachen ‘auf, die jetzt erst zur
Beobachtung und Wahrnehmung gekommen sind, Die Zahl derer aber,
die sich die Erforschung der Natur in ihrem stillen Walten zum aus-
schliesslichen Berufe gewählt haben, die man mit dem Namen Natur-
forscher oder Naturkundige beehrt, ist nur klein und verschwindet
fast gegen den Umfang ihres Tagewerks.
Hier kann und muss nun hinwiederum der Landwirth
selbst auch an seinem Orte.ins Mittel treten, wenn das
Werk gefördert werden soll. Wenn der Landwirtk manche Er-
fahrungen, die er, nicht gemacht hat, von dem Naturkundigen lernen
kann, wenn dieser es ist, der ilm über die Naturerscheinungen
in ihrem Zusammenhang unter einander zu unterweisen ver-
mag; so kann und muss auch: der Naturkundige wieder vom Landwirthe
SO manches lernen, er muss von ihm die einzelnen Thatsachen und
Wahrnehmungen erfahren können, die nur der Landwirth und. sonst
Niemand zu gewinnen im Stande ist. Denn wer unter allen Menschen
steht der Natur näher als der Landwirth, den sein gütiges Geschick so
Eerade mitten in den Schauplatz der Naturerscheinungen gesetzt hat?
Sollte der Landwirth es verschmähen, diese Gelegenheit zu benützen
und selbst auch zu beobachten, zu beobachten, was ihm sich gleichsam
von selbst aufdrängt, wenn er nur nicht mit verschlossenen Augen an’
Dingen vorübergehen will, die ihn doch so nahe angehen?
Damit aber diese gegenseitige Belehrung recht fruchtbringend
werde, ist dringend nöthig, dass der Landwirth keine Wahrneh-
mung unbeächtet. lasse, sondern sie so weit verfolge und unter-
Suche, als er dazu im Stande ist, und sie dem Erforscher der Na-
tur mittheile, der ihm gewiss für jede solche Mittheilung die Hand
drücken wird. Hat doch wohl jeder Landwirth Gelegenheit, mit einem
solchen Manne in Verkehr zu treten, der sich entweder selbst mit der
Naturkunde beschäftigt, oder in der Lage ist, solche Wahrnehmungen
an Diejenigen gelangen zu lassen, welche die Erforschung der Natur-
erscheinungen zu ihrem Beruf gemacht haben. Um wie Vieles wären
wir weiter in der Kenntniss der Thiere, Pflanzen, Mineralien, wenn
Sich die Landwirthe nur die Wahrnehmung und Mittheilung der .einzel-
nen Erscheinungen , die ihnen von selbst aufstossen , ja gewissermassen
aufdrängen, möchten angelegen sein lassen, statt dass so manche That-
sache unbekannt bleibt und so für die Wissenschaft, dann aber in aller.
nächster Reihe für die Anwendung und Nutzbarmachung für
Landwirthschaft und die Gewerbe selbst verloren bleibt, Oft
handelt es sich ja nur um die Einsendung eines unbekannten
Thieres an Diejenigen, die sie kennen, um zu erfahren, was es für
eines ist, ob schädlich, oder nützlich, oder. keines von beiden, um sich
vor unnöthigen Besorgnissen für seine Saaten zu bewahren, oder um
Mittel zu Abwendung des Schadens zu vernehmen,
Württemb, naturw. Jahreshefte. 4349, 2s Heft.
4
A