Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 62, 1906)

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In der Diskussion verbreitete sich Forstdirektor Graner über den 
Gegensatz von Waldklima und Steppenklima, Gehölzgünstig sei ein 
Klima mit Regenfällen zu allen Jahreszeiten, wie solches in Mitteleuropa 
durch das Vorwalten der ozeanischen Luftströmungen bedingt sei, Doch 
seien auch vorübergehende Trockenzeiten nicht ausgeschlossen. So sei 
das Mittelmeergebiet mit Regenarmut im Sommer, aber reichlichen Nieder- 
schlägen im Winter, die Heimat der immergrünen Hartlaubgewächse. 
Baumfeindlich dagegen seien längere, namentlich auch im Winter an- 
dauernde Trockenperioden, infolge deren der Transspirationsverlust nicht 
mehr gedeckt werde. Der baumfeindliche Charakter der südrussischen 
Steppe sei vorwiegend auf die den Winter über wehenden trockenen 
Kontinentalwinde zurückzuführen. Auch die Verkümmerung des Baum- 
wuchses in polarer Richtung wie im Hochgebirge sei ganz wesentlich 
als eine Vertrocknungserscheinung aufzufassen. Vielleicht könnte daran 
gedacht werden, den Steppencharakter der Diluvialzeit in ursächlichen 
Zusammenhang mit den damals vom Inlandeis her wehenden austrocknen- 
den Winden zu bringen, und es habe alsdann sehr langer Zeiträume 
bedurft, bis die Steppe vom Wald überwuchert worden sei, (Graner), 
Prof. Dr. Hesse machte sodann auf einige augestellte galvano- 
plastische Tiernachbildungen aufmerksam, die von Herrn Gast in Neapel 
nach frischen, narkotisierten Tieren ausgeführt und durch die Württem- 
bergische Metallwarenfabrik in Geislingen vervielfältigt wurden. Diese 
Abgüsse fanden dank ihrer vollendeten Naturtreue, die bis in die feinsten 
Details geht, allgemeine Bewunderung. ; 
Prof. Dr. v. Grützner sprach über Farbenmischung. Nachdem 
in der Einleitung kurz die Natur des Lichtes und der (objektiv) ein- 
fachen spektralen Farben auseinandergesetzt war, die sich so, wie tiefe 
and hohe Töne durch verschieden schnelle Schwingungen der Luft- 
teilchen, ebenfalls durch verschieden schnelle, aber unendlich viel 
schnellere Schwingungen der Ätherteilchen voneinander unterscheiden, 
wurde das Wesen der subtraktiven Farbenmischung besprochen. Am 
klarsten und einfachsten treten die Gesetzlichkeiten dieser Mischung 
hervor, wenn man zwei durchsichtige Glas- oder Gelatineplatten über- 
einanderlegt und durch sie hindurchschaut. Es ist klar, daß, wenn die 
Platten monochromatisch wären, wenn daher jede nur eine einzige Farbe 
durchließe, man dann durch beide gar nichts sehen könnte. Sie müßten 
übereinandergelegt, schwarz aussehen. Derartige Farben, namentlich 
rote und grüne, trifft man nicht selten,‘ Da. aber fast alle Farbstoffe 
nicht einfach, monochromatisch sind, gelbe Farbstoffe z. B. außer dem 
gelben Licht auch noch grünes, und blaue Farbstoffe außer dem blauen 
Licht ebenfalls noch grünes hindurchlassen, so gibt blaues über gelbes 
Glas gelegt, oder was ziemlich auf dasselbe hinauskommt, blaue Farbe 
mit gelber Farbe gemischt, grün, nämlich diejenige Farbe, welche eben 
durch beide Gläser hindurchtreten kann. Eine interessante Anwendung 
dieser subtraktiven Farbenmischung machen die neuerdings zu großer 
Vollkommenheit gelangten RouimAnn’schen Farbenstereoskope, in denen 
zwei verschiedenfarbige, stereoskopische Bilder, die dicht nebeneinander- 
gedruckt sind, durch eine Brille mit entsprechend verschiedenfarbigen
	        
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