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artig breitgedrückt erscheint. Europa besitzt in den Mittelmeerländern
nur drei Vertreter dieser Zunft (aus dem Genus Zmpusa), die übrigen
gehören Afrika und den wärmeren Ländern Asiens an. Mit ihren nahen
Verwandten, den Blattiden, sind sie als die ältesten bekannten Insekten
zu bezeichnen, wurde ja doch ein Vertreter der Zunft, die Lithomantis
carbonaria, schon in der Kohlenformation Englands aufgefunden.
Sämtliche Mantiden besitzen die in der Ruhe eigentümlich erhobenen
Vorderbeine, die Anlaß zu Benennungen wie GFottesanbeterin, Mantis
religiosa, pröcheur, louvadios geben, mit denen aber ihre Natur sehr
in Widerspruch steht. Es sind gefräßige Raubtiere, die mit ihren
großen Augen auf freibeweglichem Kopfe nach allen Richtungen Um-
schau halten können und sich von anderen Insekten, aber auch von
kleinen Vögeln, Eidechsen und Fröschen .nähren, Daß sie auch ihre
eigenen Genossen auffressen, und daß namentlich das schwächere g
von dem viel kräftigeren Q nach der Begattung aufgefressen wird,
ist eine vielfach beobachtete Tatsache. Die Kraft, die sie in ihren
Raubbeinen (Vorderbeinen) besitzen, ist sehr groß; angegriffen wehren
sie sich mit denselben heftig und ritzen die Finger oft blutig. Meist
von beträchtlicher Größe besitzen viele überaus abenteuerliche Formen
und schöne Färbung, z. B. bunte Augenflecke auf den Unterflügeln.
In Form und Farbe ahmen sie die Örtlichkeiten, auf denen sie leben,
in bewunderungswürdiger Weise nach, wodurch sie sich einerseits
vor ihren Feinden schützen, anderseits ihre Beute unbemerkt ühber-
fallen können.
Ihre Eier werden in eigentümlichen, für die einzelnen Arten
charakteristischen Haufen an Pflanzen, Steine etc. abgelegt und sind
mit einer schlammartigen, nach dem Ablegen erhärtenden Masse als
Schutzhülle umgeben. .
Sie sind Bewohner der wärmeren Erdstriche und halten sich meist
auf Pflanzen, insbesondere auf Buschwerk und Bäumen auf, wo sie be-
hende klettern und von ihren Flügeln Gebrauch machen. Einzelne Arten
Jeben aber auch auf gänzlich vegetationslosem Gelände, z. B. in der
Sand- und Steinwüste und zeichnen sich durch große Schnelligkeit im
Laufen aus, wobei sie das Flugvermögen durch Verkümmerung der Flügel
verloren haben.
Nach dem neuen Katalog des British Museum sind gegenwärtig
850 Arten, die sich auf 210 Genera und 8 Zünfte verteilen, bekannt.
Nur 20 Arten leben in Europa, von denen Mantis religiosa früher auch
in Deutschland bei Frankfurt a. M. und bei Freiburg i. Br. vorkam,
nunmehr aber durch Kultur und vielleicht auch klimatische Veränderungen
ausgerottet ist, (Krauß.)
Herr Prof. Dr. Koken legte einige Reste eines riesigen fossilen
Fisches vor, nach dessen Kiemendeckel und Flossenstacheln auf ein
Tier von mehreren Metern Länge zu schließen ist. — Herr Professor
Dr. Blochmann erwähnte einen eigentümlichen Fall von Parasitismus,
An seit einigen Jahren im zoologischen Institut gezüchteten Stabheu-
schrecken (Bacillus Rossii) zeigte sich, daß von den als Nahrung dienenden
Rosenzweigen eine auf diesen vorkommende Schildlaus (Lecanium rosarum)