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wurde nun unter dem Namen Cytisus Adami eine eigenartige Zwischen-
form zwischen unserem gewöhnlichen Goldregen (Cytisus Laburnum) ünd
dem rotblühenden Cytisus purpureus in den Handel gebracht. Dieser
C. Adami, welcher im ganzen Habitus unserem Goldregen gleicht, aber
rote Blüten trägt, soll bei einer Pfropfung von C. mpurpureus auf
C. Laburnum an der Pfropfungsfläche. entstanden und durch Ableger
vermehrt worden sein. Dieser bisher als Unikum dastehende Fall, wo
eine Mischung der Eigenschaften des Pfropfreises mit denjenigen der
Unterlage beschrieben worden war, wurde jedoch stark angezweifelt, da
es nicht ganz ausgeschlossen war, daß bei jener Pfropfung ein Auge
eines Sexualbastards von C. purpureus und €. Laburnum verwendet
worden war. Im Jahre 1899 wurde nun aus einem Garten in Bron-
veaux bei Metz ein neuer derartiger „Pfropfbastard“ bekannt. Es
sollen bei der Pfropfung eines Mispelzweiges auf einen Crataegus mono-
gyna an der Pfropfungsstelle drei Zweige aufgetreten sein, die alle drei
intermediäre Eigenschaften zwischen Mispel und Crataegus zeigten, dabei
aber untereinander selbst verschieden waren. Der erste Zweig glich
mehr Crataegus (Dornen, gelappte Blätter, kleine in Gruppen vereinigte
Blüten), ‚war aber behaart wie die Mispel, sie wurde als forma Asnieresi
(oder „crataegoides“) bezeichnet. Der zweite Zweig zeigte mehr Ähn-
lichkeit mit der Mispel (ganzrandige Blätter, filzige Behaarung), aber
besaß Dornen, er erhielt den Namen forma Dardari (oder „mespiloides“ ).
Der dritte Zweig (forma jowini) ähnelte zunächst Crataegus, wurde. aber
dann der forma Asmieresi ähnlich. Diese drei verschiedenen Formen,
von denen die beiden ersten durch Ableger vermehrt wurden, zeigten
keine Übereinstimmung mit den durch Sexualität gewonnenen Bastarden
von Mispel und Crataegus. Ihre Entstehung kann man sich vielleicht
so erklären, daß bei der Pfropfung an den Schnittflächen der Unter-
lage (Crataegus) und des Pfropfreises (Mispel) einige Zellen verletzt
wurden, so daß an der Berührungsstelle beider Pflanzen der Zellinhalt
einer Mispelzelle mit demjenigen einer Crataegus-Zelle verschmelzen
konnte. Ein derartiges Verschmelzungsprodukt konnte dann den Aus-
gangspunkt für die erwähnten Pfropfbastarde bilden. Auch bei den
Pfropfbastarden von Bronveaux ist jedoch die Möglichkeit, daß das auf-
gepfropfte Mispelreis von einem Sexualbastarde zwischen Mispel und
Crataegus stammt, nicht ganz ausgeschlossen. Redner stellte die zur
Demonstration vorgelegten lebenden Zweige von Ablegern der erwähnten
Pfropfbastarde den Sammlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in
Reutlingen zur Verfügung.
Herr Prof. Dr. Hesse-Tübingen sprach über „Augen mit gleich-
zeitigem Nahe- und Fernsehen“. Ähnlich, wie der Photograph den
Abstand der Linse von der Mattscheibe verändert, je nachdem er ein
scharfes Bild von nahen oder entfernten Gegenständen erhalten will,
zeigen sich auch im Auge vieler Tiere (Tintenfische, Fische, einige
Amphibien , Schlangen) Vorrichtungen zur Veränderung des Abstandes
der Linse von der Bild-perzipierenden Netzhaut. Eine derartige Vor-
richtung zum Einstellen des Auges auf nahe und ferne Gegenstände
nennen wir Akkommodation, die sich auch in anderer Weise (bei den