Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 62, 1906)

die Identifizierung unserer Formen dem Verfasser mit größter Ge- 
fälligkeit geliehen worden ist, ist ihm der letztere zu bestem Dank 
verpflichtet. 
Wenn soeben die Reproduktion der Alchimillen als partheno- 
genetisch bezeichnet worden ist, so bedarf der Gebrauch dieses 
Ausdrucks, wie er zuerst von MurBEecK für den Vorgang bei unseren 
Pflanzen angewendet worden ist, einer besonderen Rechtfertigung. 
Nachdem in der Samenknospenanlage, ähnlich wie bei etlichen 
andern Rosaceengattungen, die Mutterzellen von mehreren Keim- 
säcken sich differenziert haben, von denen sich sodann nur eine zur 
Fruchtbarkeit ausgebildet hat, entwickelt sich der Keim aus einer 
Kizelle, die ihren gewöhnlichen Sitz in dem Scheitel des Keimsacks 
hat, unter Wachstumserscheinungen, die gegenüber denen anderer 
Pflanzen nichts Besonderes zeigen. Aber die Mitwirkung eines 
Pollenschlauchs mit generativen Kernen wird von vornherein aus- 
geschlossen durch verschiedene Verhältnisse. Die reifen Samen- 
anlagen besitzen gar keine Mikropyle; das einzige Integument ver- 
wächst an seiner Mündung vollständig, so daß keine Spur eines 
Zugangs übrig bleibt. Die Teilungen im Ei ‘können ferner ihren 
Anfang nehmen, solange die Blüten überhaupt geschlossen sind. 
Endlich sind vor allem die Pollenzellen selbst in mehr oder weniger 
vollständigem Maße abortiv, je nach .den Arten in verschiedenen 
Abstufungen. Bei manchen Arten, z. B. A. alpina, wird schon ein 
Teil der Mutterzellen des Pollens desorganisiert; das Innere der 
Staubbeutelfächer erweist sich frühzeitig mit einer in Zersetzung be- 
griffenen Masse gefüllt. Bei andern sterben die Pollenkörner selbst 
vor ihrer Reife ab, und diejenigen, die anscheinend normale Ent- 
wickelung erreichen‘, erweisen sich bei Keimungsversuchen als nicht 
keimfähig; man findet auch auf den Narben keinen Pollen, es er- 
folgt weder durch den Wind noch durch Tiere Übertragung, und nie- 
mals findet sich ein Schlauch im Griffelkanal. Trotzdem bildet sich 
nicht bloß aus dem Ei ein Keim, sondern auch der Anfang eines 
' Solche finden sich immerhin bei einzelnen Formen, wie A. alpestris , in 
nicht ganz geringer Zahl. In einer Anzahl untersuchter, noch geschlossener oder 
eben in Öffnung begriffener Blüten dieser Art zeigten sich zwar von den 4 An- 
theren 1—83 vor der Zeit abgestorben, in den zur Reife gelangten, aber neben 
einer überwiegenden Zahl von klein gebliebenen und mit geschrumpften Proto- 
plasten versehenen, auch mehrere von anscheinend normaler Größe und mit einem 
Inhalt von gesundem Aussehen, Bei einer hochalpinen Form, A. fissimima, fand 
Strasburger (a. a. O0.) sogar '/s guter Pollenkörner ,. obwohl keine. Befruch- 
tung stattfindet und Parthenogenese Platz greift,
	        

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