Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 62, 1906)

Endosperms bis zu dem Zustand, der überhaupt bei andern Rosaceen 
erreicht wird. 
Es hat nun STRASBURGER, den Begriff der Parthenogenese schärfer 
fassend, und nach dem Vorgang von Ju! (für Antennaria alpina) 
und Overton (für Thalictrum Purpurascens), seine Anwendung auf 
den Fall von Eualchimilla so gut als auf die analogen Vorgänge 
der Keimentwickelung verschiedener anderer Blütenpflanzen für un- 
zulässig erklärt und den entsprechenden Entwickelungsvorgang, ent- 
gegen dem früheren Sprachgebrauch, einfach als Apogamie charak- 
terisiert. Der Grund hierfür besteht darin, daß bei der Teilung der 
Keimsack-Mutterzellen die den generativen Prozessen zukommende 
Reduktion der Chromosomen des Kerns unterbleibt; infolgedessen 
enthält der Keimsack und ebenso das Ei die Chromosomenzahl 
vegetativer Zellen. Das Ei ist in Wirklichkeit kein Ei, sondern eine 
Gewebezelle und von andern vegetativen Zellen, also auch denen 
des Nucellus, nicht wesentlich verschieden, so daß der ganze Vor- 
gang von jenem bei gewissen Pflanzen, bei welchen Adventivkeime 
aus Nucelluszellen hervorgehen, nur graduell differiert. Das er- 
wähnte Ausbleiben der heterotypischen Kernteilung und die Anwesen- 
heit der vegetativen Zahl von Chromosomen in den Kernspindeln 
war schon MurBEcK bekannt; STRASBURGER zog aus seinen Unter- 
suchungen das Resultat, daß „augenscheinlich zwei Entwickelungs- 
tendenzen (die von generativem und die von vegetativem Charakter) 
zunächst gegeneinander ankämpfen, bis die vegetative Richtung den 
Sieg davonträgt“; die Vorstadien der Kernteilung sind von der‘ Art, 
als ob dieselbe in heterotypischer Weise erfolgen sollte. Die Zellen 
der Samenanlage, welche zu Keimsack-Mutterzellen werden, leiten 
zunächst, bis zum synaptischen Stadium, in ihren Kernen Vorgänge 
ein, die sonst zu einer generativen Teilung zu führen pflegen; „diese 
Zellen stoßen nun bei ihrer beabsichtigten heterotypischen Teilung 
auf Hindernisse, wodurch sich die Dauer der Synapsis über die 
Maßen ausdehnt; schließlich teilen sich aber diese harrenden Zellen 
doch, und zwar dann so rasch, daß man die größte Mühe hat, 
Teilungsbilder zu fixieren. Die Teilung ist nun aber eine typische 
und damit der ganze Vorgang ein solcher von vegetativer Art; die 
mit einer“ generativen Tendenz ausgestatteten Zellen büßen diese 
Neigung in der Folge ein.“ 
* Hierüber vergl. Bot. Zeitg. 1901. II, S. 131. Der Vorgang wird zwar 
als Parthenogenese bezeichnet, aber der Keim von A. alpina als ein von dem 
der A. dioica verschiedenes Wesen betrachtet.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.