Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 62, 1906)

und der Vogesen, wie an den untern Rändern dieser Gebiete und im 
tiefen Untergrund der schwäbisch-fränkischen Alb. Von einem Vor- 
handensein so großer Höhenunterschiede bereits zur Zeit seiner Ab- 
lagerung kann keine Rede sein, das beweisen. die gewaltigen Ver- 
werfungen an den Rändern der südwestdeutschen Gebirge. Ver- 
mutlich waren die kristallinen Gesteine des Schwarzwalds und der 
Vogesen noch im Miocän von einem etwa 300 m mächtigen Mantel 
hauptsächlich triassischer Schichten verhüllt **, Jedenfalls findet sich 
in den oligocänen, den Vogesen entstammenden Meeresablagerungen 
des Vogesenfußes bei Rufach keine Spur kristallinischer Gesteine. 
Nimmt man nun an, daß sich Schwarzwald und Vogesen seit jenen 
Zeiten nicht nennenswert in die Höhe gehoben haben, dann folgt, daß 
der Meeresspiegel zur Jurazeit etwa 2 km höher stand als heute (Feld- 
berg rund 1500 m ü. M.). Um ebensoviel müßte dann der Erdradius 
‚seit der Jurazeit zusammengeschrumpft sein. Ist das Innere der Erde 
tatsächlich eine im Erkalten und Zusammenschrumpfen befindliche 
Masse, während die äußere, bereits feste Kruste dieser Bewegung 
nicht ohne weiteres folgen kann, so müssen unter der äußeren Schale 
fortgesetzt an einzelnen Stellen gewaltige Hohlräume entstehen. In 
den Wölbungen der Erstarrungsrinde über den Hohlräumen ver- 
mehren sich die Spannungen allmählich derart, daß einzelne an- 
grenzende. Widerlager oder Teile des Gewölbes selbst nicht mehr 
standhalten können und als langgestreckte Gesteinstafeln unter 
Rissen und Sprüngen emporgefaltet werden. Andere Teile des Ge- 
wölbes folgen nun der Schwerkraft und brechen senkrecht hinab. 
Es müssen also fortgesetzt an einzelnen Stellen gewaltige vertikale 
3 Steinmann, Alpersbacher Stollen, Ber. oberrh. geol. Ver, 1902, S, 10. 
— Steinmann und Gräff, Geol, Führer Freiburg, 1890, S. 126: „Die jetzt 
bis zu einer Höhe von 1500 m ü. M. aufragende Gegend des Feldbergs war vor 
Eintritt der oligocänen Dislokationen von mindestens 300—350 m mächtigen 
Sedimenten der Trias und des Jura bedeckt. Der Beweis für die Richtigkeit 
dieser Voraussetzung ist durch das Auftreten der Alpersbacher Nagelfluhe er- 
bracht.“ Nimmt man an, daß Keuper und großenteils auch Jura auf dem Schwarz- 
wald fehlten, dann würde sich nach ExexL ergeben: Für Buntsandstein ca. 180 m, 
Muschelkalk ca. 170 m. Im Jura scheint das Gebiet des Schwarzwalds einen 
trennenden Rücken zwischen der schwäbischen und der badisch-elsässisch-fran- 
zösischen Meeresprovinz gebildet zu haben, vielleicht als submarine Barre, und 
wir können hier den Beginn der Horstbildung annehmen, Unter Berücksich- 
tigung der Abtragung der Gneise etc, auf den Schwarzwaldgipfeln erscheint die 
Mutmaßung berechtigt, daß der Meeresspiegel einst wenigstens 500 m über dessen 
höchsten Erhebungen lag. — Vergl. auch Fr. E. Suess, Böhmische Masse, 1903, 
S, 172, und Neumayr. Geogr. Verbreitung der Juraform., 1885, S. 13.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.