Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 62, 1906)

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Einbrüche erfolgen, wie das z. B. für die Gebiete des Stillen, 
Atlantischen und Indischen Ozeans feststeht; ich war bestrebt, einen 
gleichen, ganz allmählichen und langsamen Einbruch der Erdscholle 
zwischen Schwarzwald, Böhmerwald und Alpen im Gefolge der Er- 
kaltung und Zusammenziehung der Erde für die Zeit vom Rotliegenden 
bis zum Pliocän nachzuweisen*‘*, Solchen Einbrüchen folgt die 
Hydrosphäre, der Wasserspiegel sinkt langsam. 
Ein Zusammenschrumpfen des Erdballs um etwa 4 km Durch- 
messerlänge seit der Jurazeit erscheint mir bei der Länge des 
(Äquator-) Durchmessers von 12750 km und bei der Größe geo- 
logischer Zeiträume durchaus nicht zu erheblich angenommen. Es 
kommt mir dabei am natürlichsten und einfachsten vor, als Regel 
bei den Verschiebungen großer Erdschollen Senkun gen anzunehmen, 
als Ausnahme dagegen Hebungen zu betrachten, die sich im all- 
gemeinen in kleinerem Maßstabe durch Einwirkung von Lakkolithen, 
in größerem durch Faltung oder Überschiebung erklären lassen. 
Daß die großen tektonischen Verschiebungen vulkanische Er- 
scheinungen im Gefolge haben können, ist klar: Zunächst können 
sich an einzelnen Stellen der Randbrüche ausgedehnter Erdschollen 
bis zum glühenden Kern hinab Spalten öffnen, durch die nun Magma 
infolge der Bewegungen der Erdrinde ausgequetscht‘ wird (Theorie 
Ep. Svess und Prestwica). Das Magma erreicht entweder die Ober- 
fläche und bildet dann Stratovulkane bezw. vulkanische Decken, so- 
lange die Spalte ganz offen bleibt, oder es erreicht ebenso wie die 
betreffende Spalte selbst die Oberfläche nicht bezw. nicht mehr. In 
diesem Fall entsteht entweder ein Gang, oder sehr nahe unter der 
Erdoberfläche ein Lakkolith, oder tiefer drunten in einem an- 
grenzenden unterirdischen Hohlraum ein peripherischer Herd (Theorie 
StüsEL), je nach der Ausdehnung der Spalte und dem mechanischen 
Druck der ausquetschenden Erdscholle bezw. der Eigenkraft der 
magmatischen Gase. Die Wölbungen jener Hohlräume brauchen 
natürlich nicht scharf auf der Grenze zwischen dem elastischen Erd- 
innern und der festen äußeren Rinde zu liegen. Vielmehr wird der 
glühende Erdkern durch allmähliche Abstufungen in die starre Kruste 
übergehen. Seiner Zusammenziehung können solche zwischenliegen- 
den halbelastischen Gesteinsmassen und nachstürzende Teile der 
festen KErdrinde unmittelbar folgen, und die Hohlräume dürften sich 
erst über diesen wenig widerstandsfähigen Zwischenlagen befinden, 
die leicht infolge chemischer und mechanischer Vorgänge im glühenden 
Erdinnern gesprengt werden können: in die Hohlräume dringt dann
	        
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