Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 62, 1906)

110 
ihn durch eine Wasserstraße bei Regensburg vom böhmischen Fest- 
land ab, und im Malm hat höchstens noch ein langgestreckter 
Archipel in der alten Kammlinie Passau— Bodensee existiert !°. Ich 
erkenne hier das langsame Absinken einer durch Denudation all- 
mählich verkleinerten Erdscholle in einen jener unterirdischen Hohl- 
räume , keinesfalls aber eruptive Nachschübe in der Tiefe, oder gar 
ein Empordrücken der vindelizischen Masse durch solche Nachschübe. 
Von einem Emporsteigen derselben kann in diesem Zeitraum keine 
Rede sein, ihr Absinken hielt vielmehr mit dem Zusammenschrumpfen 
des glühenden Erdkerns vermutlich ziemlich gleichen Schritt, so daß 
sich keine peripherischen Herde unter ihr bilden konnten. Auch 
kann ich die Bewegungen, die sich in der Ablagerungsweise des 
Buntsandsteins im Elsaß verfolgen lassen, nicht auf Nachschübe von 
Tiefengesteinen in den inneren Granitzügen der Alpen oder im vinde- 
lizischen Granitzug zurückführen !®, sondern nur auf jene schwanken- 
den Bewegungen des langsam absinkenden vindelizischen Rückens!”. 
Lokale Hebungen lassen sich während der Kreidezeit in den 
Alpen nachweisen, ebenso wie im Gebiet der süddeutschen Jura- 
ablagerungen hier und da dislozierende tektonische Bewegungen 
stattfanden. Gegen das mittlere Oligocän begann die erste Haupt- 
periode der Emporfaltung des Alpengebirgs, während wir im älteren 
Oligiocän die ersten Anzeichen der Bildung des Rheintalgrabens er- 
kennen, der bald darauf von oligocänem Meer überflutet wurde. 
Hier scheint mir nur eine Erklärung möglich: Die alten, starren 
vindelizischen Massen bildeten das Mittelwiderlager zwischen zwei 
großen Schichtenwölbungen über riesigen unterirdischen Hohlräumen 
im alpinen Gebiet und in der süddeutschen Tafel nördlich der Donau- 
linie. Die Spannungen im alpinen Gebiet wuchsen infolge weiterer 
Zusammenziehung des erkaltenden Erdkerns so gewaltig, daß die 
Emporfaltung der Alpen begann. Dadurch verlor das Mittelwider- 
lager, die vindelizische Masse, die Verspreizung zwischen den zwei 
Gewölben und sank wieder ein weiteres Stück zur Tiefe: Oligocänes 
Meer überflutete Teile von Oberschwaben und Oberbayern. Die süd- 
deutsche Tafel aber verlor ihr südöstliches Widerlager und brach 
ihrerseits als eine im allgemeinen nach Südost geneigte Platte ein: 
Untermiocänes Süßwasser und mittelmiocänes Meer drangen bis auf 
3 Kranz, Geol, Gesch, Ulm. S. 180—188. 
%® Tornquist, 1. c, S, 502, 
7 E. Fraas, Bildung der germ, Trias, 1899, S, 8—24. — Kranz, lc. 
x 178
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.