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ihn durch eine Wasserstraße bei Regensburg vom böhmischen Fest-
land ab, und im Malm hat höchstens noch ein langgestreckter
Archipel in der alten Kammlinie Passau— Bodensee existiert !°. Ich
erkenne hier das langsame Absinken einer durch Denudation all-
mählich verkleinerten Erdscholle in einen jener unterirdischen Hohl-
räume , keinesfalls aber eruptive Nachschübe in der Tiefe, oder gar
ein Empordrücken der vindelizischen Masse durch solche Nachschübe.
Von einem Emporsteigen derselben kann in diesem Zeitraum keine
Rede sein, ihr Absinken hielt vielmehr mit dem Zusammenschrumpfen
des glühenden Erdkerns vermutlich ziemlich gleichen Schritt, so daß
sich keine peripherischen Herde unter ihr bilden konnten. Auch
kann ich die Bewegungen, die sich in der Ablagerungsweise des
Buntsandsteins im Elsaß verfolgen lassen, nicht auf Nachschübe von
Tiefengesteinen in den inneren Granitzügen der Alpen oder im vinde-
lizischen Granitzug zurückführen !®, sondern nur auf jene schwanken-
den Bewegungen des langsam absinkenden vindelizischen Rückens!”.
Lokale Hebungen lassen sich während der Kreidezeit in den
Alpen nachweisen, ebenso wie im Gebiet der süddeutschen Jura-
ablagerungen hier und da dislozierende tektonische Bewegungen
stattfanden. Gegen das mittlere Oligocän begann die erste Haupt-
periode der Emporfaltung des Alpengebirgs, während wir im älteren
Oligiocän die ersten Anzeichen der Bildung des Rheintalgrabens er-
kennen, der bald darauf von oligocänem Meer überflutet wurde.
Hier scheint mir nur eine Erklärung möglich: Die alten, starren
vindelizischen Massen bildeten das Mittelwiderlager zwischen zwei
großen Schichtenwölbungen über riesigen unterirdischen Hohlräumen
im alpinen Gebiet und in der süddeutschen Tafel nördlich der Donau-
linie. Die Spannungen im alpinen Gebiet wuchsen infolge weiterer
Zusammenziehung des erkaltenden Erdkerns so gewaltig, daß die
Emporfaltung der Alpen begann. Dadurch verlor das Mittelwider-
lager, die vindelizische Masse, die Verspreizung zwischen den zwei
Gewölben und sank wieder ein weiteres Stück zur Tiefe: Oligocänes
Meer überflutete Teile von Oberschwaben und Oberbayern. Die süd-
deutsche Tafel aber verlor ihr südöstliches Widerlager und brach
ihrerseits als eine im allgemeinen nach Südost geneigte Platte ein:
Untermiocänes Süßwasser und mittelmiocänes Meer drangen bis auf
3 Kranz, Geol, Gesch, Ulm. S. 180—188.
%® Tornquist, 1. c, S, 502,
7 E. Fraas, Bildung der germ, Trias, 1899, S, 8—24. — Kranz, lc.
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