Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

die genannten Abtragungen nur geringfügig gewesen, so daß im 
allgemeinen die obere Grenze des Schilfsandsteines als eine eben 
verlaufende Fläche angesehen werden kann. 
Die den Schilfsandstein überlagernden Schichten, welche die 
mittlere Abteilung des bunten Keupers. umfassen, sind — nach der 
bisherigen Bezeichnungsweise —, die bunten Mergel, der Stuben- 
sandstein und die Knollenmergel. Die ebenso einfachen wie 
leicht verständlichen Bezeichnungen lassen nicht vermuten, daß sich 
bei genauerer Untersuchung, abgesehen von den Knollenmergeln, 
ein überaus wechselvolles Bild in der petrographischen Ausbildung 
und stratigraphischen Entwicklung dieser Schichten darbietet. Wir 
haben es nicht nur mit einer Mergel- und einer Sandsteinschicht, 
sondern mit einer ganzen Reihe übereinanderliegender derartiger und 
anderer Gesteinsschichten (Tone, Steinmergel, Dolomite, Gips) zu tun. 
Von den Schwierigkeiten, die sich einer Parallelisierung und richtigen 
Gliederung dieser Schichten in den verschiedenen Gegenden des Landes 
entgegensetzen, zeugen die im ersten Abschnitt aufgeführten seit- 
herigen Einteilungsversuche. Die dort (1909 S. 96) gegebene Ein- 
teilung stützt sich auf jene Arbeiten und besonders auf die bei 
Aufnahme der im zweiten Abschnitt niedergelegten Profile gemachten 
Erfahrungen; da diese Profile ein objektives Vergleichsmaterial bilden, 
kann der geneigte Leser jederzeit bei ihnen die Richtigkeit meiner 
Auffassung von dem Grad der Einteilungsmöglichkeit der bunten 
Mergel und der Gruppe der Stubensandsteine selbst nachprüfen. 
Um mit der Einzelbeschreibung dieser Schichten zu beginnen, 
30 gelangen wir über dem Schilfsandstein zuerst an die an sanft 
ansteigender, gegen oben steiler geneigter Halde liegenden 
unteren bunten Mergel, 
die wegen ihrer auffallenden roten Farbe, wie sie uns besonders im 
Abraum der Schilfsandsteinbrüche und überhaupt überall begegnet, 
wo das nackte Mergelgestein zutage tritt, auch „Rote Wand“ und 
außerhalb Württembergs, wenn Gipse regelmäßig die Stelle der 
Mergel vertreten, auch Berggipse genannt werden. Der von den 
Franzosen übernommene und von QuEnsStEDT gern gebrauchte Aus- 
druck „marnes irisges“ * ist gleichfalls recht bezeichnend. Sie lassen 
sich in drei Unterabteilungen gliedern: die dunklen Mergel, 
die roten Mergel und die Lehrbergschicht. 
* Als marnes irisees bezeichnet man in Lothringen und Luxemburg be- 
sonders die bunten Mergel des dortigen Steinmergelkeupers (s. Th. II S, 72). 
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