Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

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an der Ackererde auf unseren Feldern beobachten, von Sand über- 
deckt wurde, der auch in die Trockenrisse sich legte. Allmäh- 
lich verkittete der Sand zu Stein, so daß wir. heute‘ auf den 
Sandsteinplattenunterseiten die verfestigten Trockenrißausfüllungen 
finden. Die Bildung von Trockenrißausfüllungen auf der Ober- 
fläche von Gesteinen läßt sich einwandfrei erklären, wenn man an- 
nimmt, daß die Tonschicht, wie es an dem Fundplatz bei der Soli- 
tude nachgewiesen werden konnte, nur in einer dünnen Lage den 
früher abgelagerten Sand überdeckte; diese bekam beim Trocknen 
Sprünge, die bis auf die darunterliegende Sandlage hinabreichten. 
Dann trat erneute Überdeckung von Sand ein, wobei die neue Sand- 
lage zwischen den Trockenrissen hindurch mit der unteren Sand- 
schicht innig sich verband, so daß heute nach Verfestigung zu Sand- 
stein die Ausfüllungen sowohl an dem Sandstein über als auch an 
dem Sandstein unter der Tonschicht sich finden. Bei der Aufschüttung 
des Sandes war wohl nur Wind tätig oder höchstens die Wellen 
plötzlich hereinbrechenden Wassers, die gleichzeitig mit der Über- 
schwemmung des Gebiets so viel Sand mitführten, daß die Trocken- 
risse bedeckt wurden. Durch vorhergehende längere Einwirkung 
von Wasser wären die Trockenrisse zerfallen und damit wäre die 
Ausbildung von Trockenrißausfüllungen unmöglich geworden. 
Häufig treten im Kieselsandstein Ton- und Mergelgallen von 
meist flacher Form auf, die auch z. B. im Schilf- und Buntsand- 
stein vorkommen‘. Diese Erscheinung ist darauf zurückzuführen, 
daß bei der Bildung der eben besprochenen Trockenrisse Tonpolygone 
infolge von ungleichmäßiger Sonnenbestrahlung und Austrocknung und 
deshalb ungleichmäßigem Tonschwund gern zu muschelig gebogenen 
oder eingerollten dünnen Schalen sich krümmen und dann leicht vom 
Wind weggeführt und zwischen anstehende Sandschichten fortgetragen 
werden. J. WALTHER beschreibt * die Tongallenbildung in den heutigen 
Wüstengebieten wie folgt: „Ist die Tonschichte nur 1—2 cm mächtig, 
dann krümmen sich die eintrocknenden Platten wie Hobelspäne zu- 
sammen und werden leicht ein Spiel des Windes, der sie zwischen 
den Sanddünen dahintreibt und in den Sand einbettet. Wird dann 
im Winter der Sand feucht, dann sinkt die Tonrolle erweicht zu- 
sammen und erscheint als breitgedrückte Tongalle dem Sande. ein- 
geschaltet.“ 
} Vergl. auch Blanck, Ein Beitrag zur Chemie und Physik der Ton- 
gallen im Buntsandstein, Diese Jahresh, 1907. S, 8355 ff. 
2 Das Gesetz der Wüstenbildung, 1900. S. 1928,
	        

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