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stehend aus Saurier- und Fischzähnen, Fischschuppen und Knochen-
fragmenten von Arten, die bisher aus dem schwäbischen mittleren
Keuper nicht bekannt waren. Dieser Fund modifiziert einigermaßen
das Bild, das man früher von der Keupermeerfauna sich zu prägen
geneigt war. Dieses Bonebed, das als Strandbildung des wieder
vordringenden Meeres erklärt werden muß, hat in bezug auf seine
Fossilfüährung viel Ähnlichkeit mit dem Muschelkalk-Lettenkohle-
bonebed. Im übrigen sind Fossilreste äußerst spärlich in diesen
Schichten vertreten; nur noch eine bituminöse Schiefertonschicht
im Stromberg und eine ganz ähnliche bei Unter-Jesingen und Tü-
bingen lieferte einige Pflanzenreste. Wenn auch sonst Fossilien aus
diesen Schichten nicht bekannt geworden sind, ist doch anzunehmen,
daß in diesem Horizont stetig organisches Leben sich entfaltet hat;
denn die vielfach grüne Färbung dieser Schichten weist darauf hin,
und der in dieser Flachsee reichliche Absatz von Dolomiten, Kalk-
mergeln und ähnlichen Bildungen ist am ehesten durch Annahme
von Ammoniumearbonatbildung aus organischen Substanzen und da-
durch veranlaßte Ausfällung von kohlensaurem Kalk und Magnesia
aus der Gipslösung des Meerwassers zu erklären. Aus der an manchen
Stellen unregelmäßigen Ablagerung der Steinmergel-Bänke zwischen
den Ton- und Mergelschichten möchte ich auf eine Flachseeland-
schaft in tropischem Klima schließen‘, in der sich durch stets neue
Zufuhr gelöster Stoffe vom Lande her und durch Eindampfen des
übersättigten Binnenwassers chemische Absätze bildeten, während
in den Zeiten geringerer Konzentration mechanische feinste Sedimente
zwischenlagerten. In weiterer Entfernung vom Lande, im nördlichen
Franken, treten infolge Mangels an organischen, Carbonate ablagern-
den, Resten Gipsschichten auf.
Die oberen bunten Mergel mit ‚ihren Steinmergellagen ent-
sprechen petrographisch und auch stratigraphisch einem Teil des
Steinmergelkeupers in Baden und Elsaß-Lothringen. Man könnte
somit sagen, daß die oberen bunten Mergel und (bezw.) der Stein-
mergelkeuper einerseits die meerische Fazies, der Stubensandstein
« Auch Pfaff gibt in seinen Beiträgen zur Erklärung der Entstehung
des Magnesits und Dolomits (N, Jahrb. f. Min. etc, Beil.-Bd. IX, S. 506) an: Bei
der Entstehung des Dolomits aus gipshaltigem Salzwasser unter Mitwirkung
von Ammoniumcarbonat „muß man sich vorstellen, daß das Meer ziemlich seicht
war“, Siehe auch Högbom: Über Dolomitbildung und dolomitische Kalk-
organismen (ebendort 1894, I. S. 262 ff.) und Clement: Sur Vorigine de la
dolomie (ref. ebendort 1896. I. S. 243).