Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

44. 
stehend aus Saurier- und Fischzähnen, Fischschuppen und Knochen- 
fragmenten von Arten, die bisher aus dem schwäbischen mittleren 
Keuper nicht bekannt waren. Dieser Fund modifiziert einigermaßen 
das Bild, das man früher von der Keupermeerfauna sich zu prägen 
geneigt war. Dieses Bonebed, das als Strandbildung des wieder 
vordringenden Meeres erklärt werden muß, hat in bezug auf seine 
Fossilfüährung viel Ähnlichkeit mit dem Muschelkalk-Lettenkohle- 
bonebed. Im übrigen sind Fossilreste äußerst spärlich in diesen 
Schichten vertreten; nur noch eine bituminöse Schiefertonschicht 
im Stromberg und eine ganz ähnliche bei Unter-Jesingen und Tü- 
bingen lieferte einige Pflanzenreste. Wenn auch sonst Fossilien aus 
diesen Schichten nicht bekannt geworden sind, ist doch anzunehmen, 
daß in diesem Horizont stetig organisches Leben sich entfaltet hat; 
denn die vielfach grüne Färbung dieser Schichten weist darauf hin, 
und der in dieser Flachsee reichliche Absatz von Dolomiten, Kalk- 
mergeln und ähnlichen Bildungen ist am ehesten durch Annahme 
von Ammoniumearbonatbildung aus organischen Substanzen und da- 
durch veranlaßte Ausfällung von kohlensaurem Kalk und Magnesia 
aus der Gipslösung des Meerwassers zu erklären. Aus der an manchen 
Stellen unregelmäßigen Ablagerung der Steinmergel-Bänke zwischen 
den Ton- und Mergelschichten möchte ich auf eine Flachseeland- 
schaft in tropischem Klima schließen‘, in der sich durch stets neue 
Zufuhr gelöster Stoffe vom Lande her und durch Eindampfen des 
übersättigten Binnenwassers chemische Absätze bildeten, während 
in den Zeiten geringerer Konzentration mechanische feinste Sedimente 
zwischenlagerten. In weiterer Entfernung vom Lande, im nördlichen 
Franken, treten infolge Mangels an organischen, Carbonate ablagern- 
den, Resten Gipsschichten auf. 
Die oberen bunten Mergel mit ‚ihren Steinmergellagen ent- 
sprechen petrographisch und auch stratigraphisch einem Teil des 
Steinmergelkeupers in Baden und Elsaß-Lothringen. Man könnte 
somit sagen, daß die oberen bunten Mergel und (bezw.) der Stein- 
mergelkeuper einerseits die meerische Fazies, der Stubensandstein 
« Auch Pfaff gibt in seinen Beiträgen zur Erklärung der Entstehung 
des Magnesits und Dolomits (N, Jahrb. f. Min. etc, Beil.-Bd. IX, S. 506) an: Bei 
der Entstehung des Dolomits aus gipshaltigem Salzwasser unter Mitwirkung 
von Ammoniumcarbonat „muß man sich vorstellen, daß das Meer ziemlich seicht 
war“, Siehe auch Högbom: Über Dolomitbildung und dolomitische Kalk- 
organismen (ebendort 1894, I. S. 262 ff.) und Clement: Sur Vorigine de la 
dolomie (ref. ebendort 1896. I. S. 243).
	        

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