Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

257 
schlag‘ von etwa 1 cm Dicke, die meisten Kanten frisch und scharf, 
jedenfalls ohne Spuren von Abrollung. Zwei von den Kanten aller- 
dings, eine Längskante und die anstoßende Querkante des breiteren 
Endes, in der Figur durch eine begleitende Punktreihe hervorgehoben, 
sehen ganz anders aus. Sie sind kontinuierlich bedeckt mit ge- 
häuften kleinen Absprüngen. Diese liegen sämtlich auf einer Seite 
der Kante, so daß von der Rückenfläche gesehen (Fig. 2b) das 
Stück nur eine geringfügige Zähnelung dieser Ränder zeigt. Dazu 
kommen auf der bestoßenen Strecke eine Menge in den Stein ein- 
dringender kleiner Sprünge. Nach freundlicher Mitteilung des Herrn 
Dr. R. R. ScammtT in Tübingen weist der Charakter der Absprünge 
auf Entstehung durch hartes Schlagen hin. 
In diesen beiden Stücken haben wir also gut kenntliche mensch- 
liche Artefakte vor uns und, da sie nicht abgerollt sind, an Ort und 
Stelle entstandene. Und zwar gehören sie, wenn wir KEILHACK’S 
Meinung einstweilen folgen wollen, dem vorletzten Interglazial an. 
Jedenfalls vervollständigen sie noch die in rein geologischem Sinne 
schon so deutliche Analogie zwischen den dunklen Sandlagen von 
Gr. Bülten und dem oberen Artefakthorizont von Braunschweig, 
wenn sie auch für dessen genauere archäologische Horizontierung 
weiteres Material nicht beibringen. 
Anhangsweise möchte ich schließlich die Aufmerksamkeit 
noch auf die immerhin eigenartige Form einer ganzen Anzahl: viel 
kleinerer Stückchen und Scherben (2—3 cm Hauptdurchmesser) 
von Feuerstein lenken, die ich. damals den dunklen Sanden ent- 
nommen habe und die auch in der Aufsammlung des Herrn BRANDES 
in ähnlicher Ausbildung mehrfach wiederkehren. Die, wie es mir 
schien, intentionelle Form einiger von ihnen hatte damals vor allem 
meine Aufmerksamkeit rege gemacht und mich zum Nachsuchen 
und Sammeln veranlaßt. 
Es handelt sich besonders um mehr oder weniger spitz drei- 
eckige Lamellen mit zwei ziemlich geraden Spitzenkanten. Diese 
symmetrisch etwa gleich langen Kanten sind mit vielen kleinen Ab- 
sprüngen besetzt und scheinen oft erst diesen ihre regelmäßige Form 
zu verdanken. Jedenfalls waren die Lamellen nicht vor dem Ent- 
stehen der Absprünge regelmäßiger geformt gewesen und durch diese 
entstellt und, wenn ich so sagen darf, verschlechtert. Es fiel mir 
dann auf, daß bei mehr als einem der Scherben die dritte, dickere 
Seite solche Absprünge nicht nennenswert zeigte. Und doch waren 
ihre scharfen Kanten den äußeren Insulten kaum weniger ausgesetzt
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.