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CAMERER die experimentelle Seite des Themas und Frcuner die rech-
nerische auf sich nahm. Selbstverständlich hätte Fzcmnzr sich dieser
Mühe nicht unterzogen, wenn er die experimentellen Angaben, welche
— ich betone es noch einmal — nur auf Grund außerordentlich
zahlreicher und überaus mühevoller Versuche gewonnen werden
konnten, nicht für durchaus zuverlässig gehalten hätte. Mit be-
sonderer Freude erinnerte sich CAMERER stets jenes liebenswürdigen,
seltenen Mannes, der noch im 84, Lebensjahr glänzende und schwierige
Arbeiten über ein Thema veröffentlichte, welches den Namen Fzcuner’s
wenigstens unter Physiologen am meisten bekannt gemacht hat, über
psychophysische Fragen, d.h. über die Beziehungen, welche bestehen
zwischen der Größe eines Sinnesreizes und der Größe der von ihm
ausgelösten Empfindung.
Schließlich sei, um die medizinische Tätigkeit CAMERER’S in
allen ihren Richtungen zu skizzieren, noch einmal darauf hingewiesen,
daß CAMERER ein beschäftigter und gesuchter Arzt war und daß er
auch beachtenswerte Arbeiten praktisch medizinischen Inhalts ver-
öffentlichte , wie über die Gicht, die Zuckerkrankkeit, den Gelenk-
rheumatismus, die Ursache der Kindersterblichkeit in Württemberg,
die Technik des Impfens und manches andere. Durch diese seine
ärztliche Erfahrung auf der einen Seite, sowie seine hervorragenden
wissenschaftlichen Arbeiten auf der andern Seite war er wie kein
Anderer befähigt, ein Buch neu herauszugeben und auf Grund der
neueren wissenschaftlichen Erfahrungen umzugestalten, welches die
zanze theoretische und praktische Medizin für den Laien darstellen
sollte, das bekannte Buch vom gesunden und kranken Menschen
von Bocx. Er gab es von neuem heraus und schuf dadurch etwas
durchaus Brauchbares und Tüchtiges.
CAMERER gehörte nicht zu den Leuten, die sich‘ mit der ein-
fachen Kenntnis der Erscheinungen begnügten; er ging vielmehr den
Dingen auf den Grund und suchte nach Möglichkeit ihre letzten
Ursachen zu erforschen. So führte ihn die Behandlung des kranken
Körpers zu der Erforschung des gesunden, zur Physiologie und diese,
ganz so wie seinen von ihm so hochverehrten, großen Landsmann
JULIUS RoBErt Mayer zur Physik, besser gesagt zu physikalischen und
chemischen Problemen und schließlich zur Philosophie. Dasjenige
aber, was er da in angestrengter Geistesarbeit für sich erworben
hatte, wollte er auch andern zugänglich machen und so erschienen
seine vortrefflichen, klar geschriebenen Aufsätze meistens in politischen
Zeitungen, weil sie für einen größeren Leserkreis bestimmt waren. Teils