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führen andererseits mit mehr oder.weniger Erfolg physikalisch-chemische
Methoden zur Erforschung des Bodens heran! oder suchen durch
Behandlung des Bodens mit strömendem Dampf oder Wasserstoff-
superoxyd Lösungsverhältnisse zu finden, die Aufschluß über die von
den Pflanzen aufnehmbaren Mineralstoffe zu geben erlauben?. ATTER-
BERG” rüttelt an die althergebrachten Methoden zur Zerlegung der
Böden in einzelne Korngrößen, indem er eine auf natürlicher Grund-
lage aufgebaute Klassifikation der Korngrößen der Sande anstrebt.
Und SioLLEMA* wendet Farbstoffe zur Trennung der Bodenkonstituenten
an. Überall ein Streben nach Vervollkommnung der Kenntnis vom
Boden und der zu dieser führenden Untersuchungsmethoden, zu welchem
Zwecke man sich nicht scheut, die verschiedensten Wissenszweige,
seien sie auch scheinbar noch so sehr entfernt, heranzuziehen.
Des weiteren beansprucht nicht zum geringsten Teil die Bakterio-
logie ein Anrecht auf den Böden und selbst von geologischer Seite
werden die stärksten Bedenken getragen, in den alten „ausgetretenen
Geleisen“ weiterzufahren.
Es ist keineswegs zu unterschätzen, wie berechtigt die Forderun gen
sind, neue Gesichtspunkte in eine wissenschaftliche Disziplin zu tragen,
denn nur hierdurch kann ihre Lebensfähigkeit und Vervollkommnung
gesichert werden. Und je vielseitiger die Einflüsse sind, die sie von
anderen Forschungszweigen erfahren kann und auf sie befruchtend
einzuwirken vermögen, um so größer ist die Gewährleistung für ihre
sichere Weiterentwicklung gegeben.
Andererseits unterliegt es keinem Zweifel, daß dadurch, daß
die Geologie, als die Bodenkunde noch in ihren ersten Anfängen
begriffen war, schon eine gewisse Stufe der Entwicklung erreicht
hatte, befähigt wurde für jene die Lehrmeisterin zu werden und damit
*'J. König, Coppenrath und Hasenbäumer, „Einige neue
Eigenschaften des Ackerbodens“, Landw. Versuchsstationen 1906. LXIII. S. 471
und König und Hasenbäumer, „Über die Bestimmung: des osmotischen
Druckes“, Zeitschr. f. angewandte Chemie. 1909. XXII. Heft 22 u. 28.
. * König, Coppenrath und Hasenbäumer, „Beziehungen zwischen
den Eigenschaften des Bodens und der Nährstoffaufnahme durch die Pflanzen“,
Landw. Vers,-Stat. 1907. LXVI, S. 401.
®*Atterberg, „Studien auf dem Gebiete der Bodenkunde“. Landw.
Vers.-Stat. 1908. LXIX, 8. 98 und „Über Korngröße der Dünensande“, Chemiker-
Ztg. No. 80, 1905, S. 1074. i
*+Sjollema, „Anwendung von Farbstoffen bei Bodenuntersuchungen“
und „Die Isolierung: der Kolloidsubstanzen des Bodens“. Journ. f; Landw. 1905.
LI. Heft 1,