Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

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bildung* nicht ausschließlich auf bindemittelführende Sandsteine be- 
schränkt, denn wie schon das Auftreten desselben lehrt, sind seine 
häufigsten Vorkommnisse im norddeutschen Diluvium bekannt, in 
welchem von Sandsteinen überhaupt keine Rede sein kann. Hier 
sind es aber doch auch fast nur Sande allein, die diese für den 
Waldbau so unangenehme Erscheinung zeitigen, und ihr hoher Ge- 
halt an leicht löslichen Eisenverbindungen, der aus dem bei ihrer 
Bildung entstandenen Aufbereitungsschutt primärer Gesteine stammt, 
gibt der Hauptsache nach die Veranlassung zur Entstehung des Ort- 
steins. Hier wie dort spielt aber die lösende Eigenschaft der Humus- 
säuren die Hauptrolle. Nämlich überall dort, wo sich der Wald- 
boden des Buntsandsteins mit einer Schicht von Rohhumus bedeckt, 
was unter gewissen Verhältnissen namentlich im Gebiete des mittleren 
Buntsandsteins der Fall ist, dort sind auch die Bedingungen zur 
Bildung des Ortsteins gegeben. Die sich aus dem Rohhumus bil- 
denden Humussäuren wirken in Gemeinschaft mit Kohlensäure und 
Wasser energisch lösend auf die den Rohhumus direkt unterlagernden 
Gesteins- oder Bodenschichten ein, wodurch eine rasch fortschrei- 
tende Verwitterung derselben eingeleitet wird und eine beschleunigte 
Auswaschung des Bodens bezw. Gesteins erfolgt. Die lösende Ein- 
wirkung auf die Eisenverbindungen der oberen Lagen ist namentlich 
auf den Abschluß der Luft durch die Humusschicht zurückzuführen, 
denn da das Eisen des Bodens zunächst durch die Humussubstanzen 
zu leichtlöslichen Ferrosalzen reduziert wird und aus Mangel an oxy- 
dierender Luft nicht sogleich wieder in schwerlösliche Ferriverbin- 
dungen überführt werden kann; so geht dasselbe zunächst gelöst in 
den Untergrund, wo es erst später festgelegt wird. Denn nach dem 
Vorgang von A. Meyer? dringt in den trockenen Jahreszeiten der 
Luftsauerstoff ungehindert in die unteren Schichten ein und bringt 
dann die gelösten Stoffe zur Ausscheidung und Absatz, indem er 
die Humussäure durch Oxydation als unlösliches Ferrihumat ausfällt 
und dadurch die bis dahin lockeren Sande verkittet. ‚Bei diesem 
Vorgang ist die geringe Menge von Feinerde. wie sie der mittlere 
° E. Ramann, „Bodenkunde,“ S. 162—168, E. Ramann, Jahrb. d. 
preuß, geol. Landesanstalt 1885. K.v. Zimmermann, „Über die Bildung von 
Ortstein im Gebiet des nordböhmischen Quadersandsteins.“ Leipa 1904 und Graf 
Leiningen, „Bleisand und Ortstein am Peißenberg.“ Naturw. Zeitschrift f. 
Land- u. Forstwirtschaft. 1906. S, 214—217, 
? Vergl. A. Meyer, „Bleisand und Ortstein,“ Landwirtschaftliche Versuchs- 
station. Bd. LVYIIL. S. 88.
	        
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