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bildung* nicht ausschließlich auf bindemittelführende Sandsteine be-
schränkt, denn wie schon das Auftreten desselben lehrt, sind seine
häufigsten Vorkommnisse im norddeutschen Diluvium bekannt, in
welchem von Sandsteinen überhaupt keine Rede sein kann. Hier
sind es aber doch auch fast nur Sande allein, die diese für den
Waldbau so unangenehme Erscheinung zeitigen, und ihr hoher Ge-
halt an leicht löslichen Eisenverbindungen, der aus dem bei ihrer
Bildung entstandenen Aufbereitungsschutt primärer Gesteine stammt,
gibt der Hauptsache nach die Veranlassung zur Entstehung des Ort-
steins. Hier wie dort spielt aber die lösende Eigenschaft der Humus-
säuren die Hauptrolle. Nämlich überall dort, wo sich der Wald-
boden des Buntsandsteins mit einer Schicht von Rohhumus bedeckt,
was unter gewissen Verhältnissen namentlich im Gebiete des mittleren
Buntsandsteins der Fall ist, dort sind auch die Bedingungen zur
Bildung des Ortsteins gegeben. Die sich aus dem Rohhumus bil-
denden Humussäuren wirken in Gemeinschaft mit Kohlensäure und
Wasser energisch lösend auf die den Rohhumus direkt unterlagernden
Gesteins- oder Bodenschichten ein, wodurch eine rasch fortschrei-
tende Verwitterung derselben eingeleitet wird und eine beschleunigte
Auswaschung des Bodens bezw. Gesteins erfolgt. Die lösende Ein-
wirkung auf die Eisenverbindungen der oberen Lagen ist namentlich
auf den Abschluß der Luft durch die Humusschicht zurückzuführen,
denn da das Eisen des Bodens zunächst durch die Humussubstanzen
zu leichtlöslichen Ferrosalzen reduziert wird und aus Mangel an oxy-
dierender Luft nicht sogleich wieder in schwerlösliche Ferriverbin-
dungen überführt werden kann; so geht dasselbe zunächst gelöst in
den Untergrund, wo es erst später festgelegt wird. Denn nach dem
Vorgang von A. Meyer? dringt in den trockenen Jahreszeiten der
Luftsauerstoff ungehindert in die unteren Schichten ein und bringt
dann die gelösten Stoffe zur Ausscheidung und Absatz, indem er
die Humussäure durch Oxydation als unlösliches Ferrihumat ausfällt
und dadurch die bis dahin lockeren Sande verkittet. ‚Bei diesem
Vorgang ist die geringe Menge von Feinerde. wie sie der mittlere
° E. Ramann, „Bodenkunde,“ S. 162—168, E. Ramann, Jahrb. d.
preuß, geol. Landesanstalt 1885. K.v. Zimmermann, „Über die Bildung von
Ortstein im Gebiet des nordböhmischen Quadersandsteins.“ Leipa 1904 und Graf
Leiningen, „Bleisand und Ortstein am Peißenberg.“ Naturw. Zeitschrift f.
Land- u. Forstwirtschaft. 1906. S, 214—217,
? Vergl. A. Meyer, „Bleisand und Ortstein,“ Landwirtschaftliche Versuchs-
station. Bd. LVYIIL. S. 88.