Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

XI - 
Um 2'/a Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung, indem 
er allen, die sich um den genußreichen Verlauf der Sitzung verdient. 
gemacht hatten, den Dank des Vereins aussprach. 
Nach der Versammlung vereinigte man sich zu einem gemein- 
schaftlichen Mittagsmahl im Gasthause zur Krone, an dem über 
80 Personen teilnahmen. Während der Suppe überreichte Rektor 
Haage den Teilnehmern mit einer launigen Ansprache eine in Metall 
getriebene Nachbildung des Ammonites ysilonotus, Oberstudienrat 
Dr. Lampert brachte darauf das Hoch auf den König, den Pro- 
tektor des Vereins, aus; Professor Fraas erinnerte an das frühere 
kampffrohe Verhältnis zwischen Stuttgart und Eßlingen, dessen wehr- 
hafte Mauern heute nur noch zur Hebung des Fremdenverkehrs dienen. 
In einer geistreichen, sprudelnden Rede, in der bald heitere, bald ernste 
Töne angeschlagen wurden, feierte Oberbürgermeister Dr. Mülberger 
die Gäste, Pfarrer Engel trug das in heiteren Versen verfaßte 
Testament eines Plesiosaurus vor und Fabrikant Krauß aus Ravens- 
burg besang in ernsten Hexametern das Vaterland. 
Nach dem Essen wurde unter Führung von Dr. med. Man- 
gold die in der Städt. Höheren Mädchenschule untergebrachte 
Sammlung des Altertumsvereins besucht, die allseitiges Interesse er- 
regte; namentlich wurden die Altertümer aus der Alteßlinger, aus 
der römischen und alemannischen Zeit viel beachtet. Von dort aus 
gingen die Gäste, von denen ein Teil auch der neuen Städtischen 
Badeanstalt unter sachkundiger Führung einen Besuch abstattete, 
über die Panoramastraße am Lenaudenkmal mit dessen schönen 
stimmungsvollen Anlagen vorbei zur Burg, wo ihnen von der Stadt 
ein Imbiß gereicht wurde. 
Im Verlauf dieser Vespersitzung begrüßte Oberbürgermeister 
Dr. Mülberger die Gäste im Namen der bürgerlichen Kollegien 
und dankte ihnen für ihre erfolgreiche Pflege der Naturwissen- 
schaften und der allgemeinen Bildung des Volkes. An „seinen alten 
Kollegen“ Perikles erinnernd, trat er für die volle Bewertung der 
humanistischen Bildung neben der der Naturwissenschaften ein, 
darauf hinweisend, daß die alten. griechischen Philosophen den 
heutigen Herren der Naturwissenschaft die Grundlage gegeben haben. 
Geheimer Hofrat von Schmid- Stuttgart feierte den Gemeinsinn der 
Eßlinger, ihre hochstehenden Schulen, ihren Fleiß und ihre Tatkraft 
and ließ senatum populumaue Esslingensem hochleben. Fabrikant 
Roth-BReutlingen zog einen Vergleich zwischen den alten Reichs- 
städten Eßlingen und Reutlingen und ließ den „zünftigen Bürger-
	        
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