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Verwitterungsprozeß wie dort nicht die Ursache der Bildung des
roten Sandes gewesen sei, sondern daß wir es in der Entstehung
desselben aus dem Sandstein mit einem Vorgang zu tun haben, bei
welchem größere Wassermengen als Aufbereitungsmittel gewirkt
haben. Auch ein Vergleich der übrigen Bodenschichten untereinander
jäßt einen langsamen Verwitterungsverlauf erkennen, so daß die
Bildung des roten Sandes im schroffen Gegensatz zu der Entstehung
der übrigen Bodenschichten steht, An Wassermassen, die eine der-
artige Auswaschung und Aufbereitung zu vollziehen vermocht hätten,
hat es in dem unsere Böden angehörenden Gebiete, einem Erosionstal,
vom Ende des Diluviums bis auf die Jetztzeit nicht gefehlt. In
welche Epoche der jüngsten Erdgeschichte aber dieser Vorgang ver-
jegt gedacht werden darf, ist schwer zu entscheiden, doch scheint
die Annahme berechtigt, daß er früher als die Bildung des ursprüng-
lichen (primären) Verwitterungshodens aus dem Sandstein statt-
gefunden hat. Denn der noch jetzt vor unseren Augen sich voll-
ziehende Verwitterungsprozeß läßt weder einen derartig zusammen-
gesetzten Sand dem Sandstein aufgelagert erkennen, noch im primären
Verwitterungsboden ein Produkt hervorgehen, dessen chemische Zu-
sammensetzung eine Verwandtschaft mit ihm aufzuweisen hat.
Auf den roten Sand nach oben folgt die gelbe Sandschicht.
Aus der chemischen Zusammensetzung beider läßt sich entnehmen,
daß der gelbe aus dem roten Sand durch Abnahme von Kieselsäure
und Zunahme aller übrigen Stoffe hervorgegangen ist. Nach der
Ablagerung des roten Sandes begann also erst die chemische Ver-
witterung einzusetzen.
Dieses wird ersichtlich aus der Zunahme und Löslichkeit der
Tonerde in den kleinsten Teilen unter 0,11 mm Durchmesser, sowie
der großen Löslichkeit der Kieselsäure als Folge der stattgefundenen
Silikatzersetzung. Hiermit steht das Anwachsen des Eisenoxydes,
Kalkes, Magnesia sowie Phosphorsäure und Schwefelsäure im besten
Einklang, welche ebenfalls alle eine vermehrte Löslichkeit aufweisen.
Die mineralogische Untersuchung ließ gleichfalls eine starke Ein-
wirkung der Atmosphärilien auf die Sandsteinbruchstücke und Quarze
wahrnehmen. Denn infolge der Umwandlung der Eisenoxydverbin-
dungen in Oxydhydrate war ihre rote Färbung in eine gelbbraune
ı Vergl. Leppla, „Zur Lößfrage.“. Geognostische Jahreshefte 1889 und
Erl. z. Bl. Zweibrücken. p. 151—158. Ferner Blanck, „Der Boden der Rhein-
pfalz in seiner Beziehung zum geologischen Aufbau derselben.“ Vierteljahresh.
des bayr. Landwirtschaftsrates zu München. 1905,