Beiträge zur Kenntnis des Hauptmuschelkalks.
Von G. Stettner in Heilbronn.
1. Ein Muschelkalk—Lettenkohlenprofil von Crailsheim.
Aufsammlungen für eine in Heilbronn zu errichtende geologische
Pyramide gaben mir im Herbst 1910 Veranlassung und Gelegenheit,
die bekannten Crailsheimer. Profile ‘, die mir schon seit Jahren nicht
richtig gedeutet zu sein schienen, einmal einer Durchsicht zu unter-
ziehen. Wenn mir dafür auch nicht viel Zeit zur Verfügung stand,
es also nicht möglich, war, auf Einzelheiten einzugehen, so scheinen
mir doch die Resultate wichtig genug, um sie hier in Kürze dar-
zulegen.
Crailsheim gilt seit langem als einer der klassischen Punkte
der deutschen Trias. Es ist deshalb auffallend, daß dort bis jetzt
fast alle die leitenden Grenzhorizonte des Hauptmuschelkalks noch
nicht nachgewiesen sind. Das Vorkommen der Spiriferen- und der
Cycloides-Bank ist sowohl nach den Begleitworten zu Blatt Kirch-
berg als nach den Mitteilungen des hochverdienten Crailsheimer
Forschers Hofrat R. BLEZINGER unbekannt. Die wichtige Haupt-
terebratelbank zwischen Nodosen und Semipartiten ist nicht fest-
gelegt. Die veröffentlichten Profile durch den oberen Hauptmuschel-
kalk lassen sich mit denen der benachbarten Gebiete nicht in
Einklang bringen, so daß hier Crailsheim eine Sonderstellung ein-
zunehmen scheint. Insbesondere stimmt die Muschelkalk—Letten-
kohlengrenze, wie sie seither in der Literatur für Crailsheim angegeben
wurde, nicht mit der sonst in Württemberg üblichen Grenzbestim-
mung zusammen. Auch das Lager der von Crailsheim berühmt ge-
! Begleitworte zur geogn, Spezialkarte von Württemberg, Atlasblätter
Mergentheim, Niederstetten, Künzelsau und Kirchberg, von Dr. E. Fraas, Stutt-
gart, Kohlhammer 1892, -
Engel, Geognost. Weyweiser durch Württemberg. 3. Aufl. 1908. S, 113,