Dr. Freiherr Richard König von und zu Warthausen.
Von Oberstudienrat Dr. K. Lampert.
In kurzen Stunden führt der Zug den Reisenden von Ulm zum
Bodensee. Öde erscheint vielen die Gegend, deren Riednatur die
braunen Moortümpel und die zu Hauf gesetzten Torfstücke verraten;
allein alte Reichsstädte, stattliche Klöster und zahlreiche Herrensitze
erinnern uns an manchen interessanten Abschnitt der Geschichte
Süddeutschlands, Dem Blick des Reisenden, der mit solchen Erinne-
rungen die Gegend überblickt, wird auch nicht das auf stolzer Höhe
ragende Schloß Warthausen kurz vor Biberach entgehen. Weithin
blickt es auf langgestrecktem Hügel gelegen vom steilen Schloßberg
in die Ebene.
Manche Erinnerungen knüpfen sich an den Namen Warthausen.
Der Name Stadion vor allem wird hier wieder lebendig. Ein Graf
Stadion war der letzte Seegraf des Federsees, des einst so statt-
lichen flachen Wasserbeckens im Ried, an dessen Ufer 5 Seedörfer
lagen, der einst die Insel Buchau umgab, bekannt aus Schillers
„Wallensteins Lager“, wo auf engem Raum die freie Reichsstadt
Buchau und die gefürstete Abtei gleichen Namens sich zusammen-
drängten. Nach Warthausen hatte ein Stadion Versailler Geschmack
verpflanzt, und die Literaturgeschichte nennt den geistreichen Vol-
tairianer als Freund von Sophie de la Roche, und wenn Wieland, der
Ratsschreiber von Biberach, sich von seinem Ärger über seine Ab-
deriten erholen wollte, wanderte er nach Schloß Warthausen.
Es ändern sich die Zeiten. Mit dem Aussterben eines Zweiges
der Gräflich Stadionschen Familie fiel Schloß Warthausen an den
Staat Württemberg, der das Schloß dem Verkauf aussetzte, während er
den größten Teil der dazu gehörigen Güter, besonders die Waldungen
als Staatseigentum zurückbehielt. Es war der Zeit entsprechend,
daß die prächtige Einrichtung des Schlosses verschleudert wurde,
daß in Wagenladungen Akten und Bücher hinausgeführt wurden,
einiges wenige nur für die wissenschaftlichen Archive gerettet wurde,
während das meiste verloren ging.