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an der geschützten Unterseite fest (die obere ist mit Schlamm be-
deckt). Die Muscheln fehlen bei Berg. Von den Baggermaschinen
wird selten eine Schale gehoben. Arbeiter am und im Neckar
wissen nichts von ihnen.
Wo unterhalb Cannstatt die Buhnen beginnen, stellt sich
Limnaea auricularia mit ihrer Flußform, der ampla, ein. Sie sind
Lungenatmer und können sich den schädlichen Einflüssen der Ab-
wässer entziehen. Am Wehre bei Mühlhausen erscheint dann
Sphaerium niceri, ein dem Neckar eigentümliches, mehr als erbsen-
großes Müschelchen, das weiter abwärts zu Tausenden die Spalten
der Dämme bewohnt und im Sande zwischen den Steinen an der
Flutgrenze sitzt. Ganz energisch setzt am Mühlhauser Wehr die
Pflanzenwelt ein, die organischen, aus den Abwässern herrührenden
Substanzen aufzuarbeiten. Die großen Muscheln fehlen immer noch.
Die Fischer von Neckarweihingen kennen sie nur aus früheren
Zeiten. Auch am Marbacher Wehr fehlt noch jede Spur von ihnen‘.
Erst in der Buhne von Geisingen stellen sie sich ein und
zwar gleich in einem Reichtum und in einer Mannigfaltigkeit , wie
sie sich bis in den Unterlauf gleich bleibt. Es sind aber hier nicht
mehr die kleinen, dürftigen Bachmuscheln des obern Neckars, sondern
die stattlichen, dickschaligen Arten der großen deutschen Flüsse:
Unio pictorum und tumidus neben großen batavus-Formen, die große
Anodonta piscinalis. Daneben erscheint das große Sphaerium rivi-
cola, Calyculina brochoniana und die schlammbewohnenden Pisidien
(henslowianum, supinum u. a). Die zierliche, ans Meer gemahnende
Neritina fluviatilis scheint sich früheren Befunden zufolge tiefer hin-
abverzogen zu haben; ich konnte sie erst bei Besi gheim entdecken,
während sie früher bis Cannstatt emporgestiegen sein soll.
Überaus reich ist das Molluskenleben zwischen Lauffen und
Heilbronn. Vor den Toren der Handelsstadt sitzt eine große
Kolonie von Vivipara fasciata, die vom Rhein aus bis hierher reicht.
Im Hafen von Heilbronn ist die Wandermuschel erstmals gefunden
worden. Bei Neckargartach kommt Valvata piscinalis hinzu.
Wer gerne viele Muscheln beieinander sieht, muß nach Neckar-
gerach und Eberbach gehen. Im letzten Teilstück des Flusses,
dem westwärts gerichteten, kommt nichts Neues mehr hinzu. Zwar
habe ich Pseudanodonta nicarica Hass nur bei Neckargemünd ge-
‘ Auch die Herren Storz von Pleidelsheim und Hermann von Murr,
denen ich viel Material aus dem Neckar und der Schleuse von Pleidelsheim ver-
danke, konnten bei Marbach noch keine Muscheln entdecken.