Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

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heim und Besigheim (große, mäßig schwere, symmetrisch ge- 
baute, lebhaft gefärbte, normale Exemplare): Ausreichender Boden- 
schlamm, beschränkte Vegetation, mäßige und gleichmäßige, vom 
Hochwasser wenig berührte Strömung‘. In den Buhnen tritt viel- 
fach eine Versumpfung und mit ihr eine Verdunkelung in der Farbe 
und eine Verzerrung der Form ein. Die größten Unio batavus ent- 
stehen hier. Die starke Strömung fördert die Schalendicke und führt 
zu einer Abrundung der Umrisse (Unio pseudocrassus), zu Reak- 
tionsformen. Zwischen Marbach und Eberbach, wo die Buhnen 
mit dem fließenden Wasser in Verbindung stehen, entwickeln sich 
die Muscheln zu den stattlichsten Gestalten und erreichen die größte 
Mannigfaltigkeit. Von Eberbach abwärts sind die Buhnen isoliert 
und .Jeer, die Muscheln auf das Flußbett verwiesen, mittelgroß, ge- 
drungen, festschalig. 
Der verhältnismäßig hohe Kalkgehalt des Neckarwassers 
kommt seinen Weichtieren zu gute. Es ist ihnen möglich gemacht, 
aus kalkreicher Nahrung sich feste Schalen zu bauen, und sie werden 
von den Schädigungen bewahrt, welche durch kalkarmes Wasser 
herbeigeführt werden, da dieses die alten Teile einer Schale, sobald 
durch mechanische Einwirkungen oder durch Ektoparasiten die 
schützende Oberhaut verletzt wurde, auflöst und bei Lebzeiten des 
Tieres zu zerstören beginnt. Der schöne Erhaltungszustand unserer 
Neckarmollusken ist größtenteils auf den Kalkgehalt des Wassers 
zurückzuführen (s. S. 364 bei Neritina fluviatilis den Schlußsatz). 
In beschränktem Maße läßt sich endlich die Geschichte der 
Neckarfauna verfolgen. Die diluvialen Sande von Mauer bei 
Heidelberg bergen die ältesten Dokumente. Weniger bekannt noch 
sind die Fossilien der Sande von Böckingen und Lauffen, die, so- 
weit ich bis jetzt sehe, auch wertvolle Beiträge liefern. 
Bei dem Alter des Neckars und der Eigenartigkeit des Strom- 
gebietes, dem er zugehört, sind Untersuchungen nach dieser Rich- 
tung besonders wünschenswert. Kr ist lange Zeiträume hindurch 
in ein Binnenmeer geflossen und isoliert gewesen. Seine Verbindung 
mit dem Vater Rhein und sein Anschluß an das norddeutsche Strom- 
system konnte erst nach der Aussüßung des Mainzer Beckens und 
nach dem Zusammenschluß derjenigen Flußläufe erfolgen, die jetzt 
zusammen den Rhein bilden. Daß seine Fauna sieh von derjenigen 
* Herr Storz teilte mir mündlich mit, daß, seitdem die Pleidelsheimer 
Schleuse geschlossen sei, auch die Muscheln darin ihre Eigentümlichkeit verlieren 
und den Charakter der Buhnenformen annehmen.
	        
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