Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

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deutlichen Schichtung und der ausgezeichneten Bearbeitbarkeit immer 
wieder den Architekten zu seiner Verwendung veranlassen. Er hat 
sich an Bauwerken, wo er den Einflüssen der Atmosphärilien besonders 
stark ausgesetzt ist, nicht immer als haltbar erwiesen. So wurden am 
Kölner Dom vor wenigen Jahren schwere Verwitterungsschäden entdeckt. 
Es ergab sich, daß die Sandsteine, welche Karbonat als Bindemittel 
enthielten, unter der Einwirkung der im Kohlenrauch befindlichen 
Schwefelsäure zerstört wurden, da das Karbonat allmählich in Sulfat 
sich umsetzte. Die karbonathaltigen Sandsteine liegen in größeren 
Tiefen unter der Erdoberfläche. In den zunächst derselben gelegenen 
Sandsteinen ist deren Karbonatgehalt durch Sickerwasser mehr oder 
weniger ausgelaugt, ein Vorgang, der sich heute noch vollzieht und 
Hand in Hand geht mit einer immer stärker werdenden Verkieselung 
und Verzahnung durch gegenseitiges Ineinanderwachsen der Quarzkörner. 
Ein nur mehr schwach karbonatischer und stark verkieselter Sandstein 
vermag den Rauchgasen und anderen schädlichen Einflüssen zu trotzen 
und ist unbedenklich als ausgezeichneter Baustein verwendbar. Leider sind 
Fundstellen derartiger Bausteine im Stubensandsteingebiet Schwabens 
ziemlich selten. 
Die Knollenmergel machen sich dadurch, daß sie stark das 
Sickerwasser zurückhalten, oft unliebsam bemerklich. Sie verursachen 
gern Aufwölbungen und Rutschungen, ein Vorgang, der z. B. an der 
Eßlinger Neckarhalde schon beträchtliche Grenzverschiebungen zeitigte. 
Ein Hausbau auf derartigem Gelände müßte deshalb als höchst ge- 
wagtes Experiment erscheinen. Auch der Gmünd-Göppinger Bahnbau 
hatte jüngst unter Rutschungen im Bereich dieser Stufe schwer zu leiden. 
Rät wird bei dem Gewand Birkengehren, dem alten Fundplatz 
für Rätfossilien und Bonebed, immer wieder gegraben und von der 
Forstverwaltung zu Schotter verwendet, Von der Benutzung des zer- 
mahlenen Gesteins als Silbersand hat die Stufe die Bezeichnung Silber- 
sandstein erhalten. 
Die berühmte Psilonotenkalkfundstelle an der Nellinger Mühle 
war letztmals Ende der 90er Jahre zum Erhalt von Schottermäterial 
aufgedeckt. Die Gewinnung des mit Psilonoten geradezu gespickten 
Kalkes wurde, da die darunterliegenden Knollenmergel immer wieder 
Verstürzungen verursachten, als gefährlich und unrentabel eingestellt. 
Der Angulatensandstein wird in zahlreichen Brüchen auf den 
Hochebenen des Schurwalds und der Filder abgebaut. Er liefert dicke 
lange Platten, die vor Aufkommen der Zementröhrenfabrikation als 
Material für die Überdeckung kleiner Wasseradern, Gräben etc. sehr 
geschätzt waren. Heute dient er besonders als Bau-, Wegvorlage- und 
Schottermaterial. In den großen Steinbrüchen bei Plochingen werden 
dieselben hauptsächlich zu Pflastersteinen zugehauen. Das ursprüng- 
liche Gestein ist der Angulaten-,,Kalk‘, wie er z. B. bei Vaihingen auf 
den Fildern auftritt. Dieser „Kalk“ ist eigentlich als körniger Braun- 
spatsandstein zu bezeichnen (entsprechend dem Kalksandstein aus der 
Gruppe der Stubensandsteine). Unter dem Einfluß der meteorischen 
Sickerwässer wird das Braunspatbindemittel aufgelöst und das Eisen-
	        
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