„IX —
nämlich die Nordgrenze der kälteempfindlicheren Laubbäume, Jenseits der-
selben sind nur noch die kälteharten nordischen Arten anzutreffen. Im alten
Bergwerkstädtchen Guldsmedshyttan wurden bis 1886 Eisenerz und silber-
haltiger Bleiglanz abgebaut, im nahen Strässa wird noch heute ein
gutes Eisenerz in Tagebauen gefördert. Die nahen Bergwälder zeigen
hier unter mageren Kiefernbeständen einen mächtigen Rohhumus, dar-
unter im Verwitterungsboden des Granits eine Schicht von weißem
Bleichsand und mächtigem, hartem, schwarzbraunem Granitortstein.
Der Gneiß weiter südlich führt mächtige Lager von Urkalk, der so rein
ist wie unsere besten Jurakalke (99° 0 CaCO,!). Karrenartige Ver-
witterungsgebilde an der Oberfläche und Bestände von Acer glatanoides,
sowie das Vorkommen von Lonicera xylosteum, Daphne mezereum und
Viburnum opulus zeigen den Unterschied gegenüber der Flora des Grund-
gebirggebiets. Auch sind die sonst ringsumher fehlenden Kräuter Aqui-
legia vulgaris, Viola mirabilis, Anemone hepatica, Primula veris, Carex
digitata und Galium mollugo für das Urkalkgebiet bezeichnend.
Bei der Station Ervalla wächst noch Salix lapponum, die damit bis an
die Grenze der Provinz Örebro — der Grenzpfosten von Vestmanland und
Örebro steht wenige Schritte weiter südlich — vorgedrungen ist; ein
Beweis für die fortschreitende Ausbreitung nordischer Gewächse nach
Süden hin. Über die närkische Silurebene mit der alten Stadt Örebro
ying die Fahrt zu den sehenswerten, der Kultur durch systematische
Arbeit zurückgewonnenen Moorgebieten von Kumla und zum Wettersee.
Interessant ist, wie deutlich hier einige Verwerfungen im Gelände durch
scharfe Bruchwände höher stehen gebliebener tafelförmiger Schollen
hervortreten. Karte und Augenschein zeigen, daß vorgebildete Fluß-
täler diese Verwerfungen queren, während die heutigen Flüsse am Bruch-
rand umbiegen und sich vor demselben einen noch wenig eingetieften
neuen Talweg geschaffen haben, ein Beweis für das jugendliche Alter
dieser Verwerfungen im mittelschwedischen Land, in welchem noch jetzt
zuweilen Erdstöße von Auslösung tektonischer Spannungen zeugen.
Auch Wettersee und Wenersee sind, geologisch gesprochen, große
Grabenbrüche. Östlich vom Wettersee ragt, als stehengebliebener
„Horst‘, das Granitmassiv des Ombergs über die silurische Kalkland-
schaft empor. Seinen Rücken decken große, an den Schwarzwald er-
innernde Tannenwälder, Hier liegt auch eine Forstakademie und jeder
schwedische Förster muß ein Lehrjahr im Musterforst Omberg zubringen.
Am Ostfuß dieses kleinen Gebirgsstocks liegt die Touristenstation Al-
vastra, in deren Nähe der erste und bisher einzige Fund eines Pfahl-
baues in Skandinavien gemacht wurde. Am Südende des Wettersees
besah man die durch bahnbrechende Versuchsarbeiten berühmt ge-
wordene Moorkulturanstalt von Jönköping. Hier schloß die Exkursion.
Der Vortragende ging vom Wettersee nach Westen in die West-
götaebene, erstieg den geologisch interessanten und touristisch lohnenden
Mösseberg bei Falköping-Ranten und erreichte bei Göteborg das Tal
des Götaelf, der über die mächtige Felsbarre des Trollhätta hinweg
dem Wenersee entströmt. Für Petrographen dankbar ist die Gegend
von hier nach der norwegischen Grenze hin, welche unweit der alten