Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

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unzuverlässig. Und gleich unser erstes Jahresheft im Jahre 1845 ent- 
hielt ein Verzeichnis der in Württemberg gegenwärtig häufiger vor- 
kommenden, teils in freiem, teils in gezähmtem Zustand lebenden Säuge- 
tiere von GEORG JÄGER. Im zweiten Band 1846 gab dann v. SECKEN- 
DORFF ein Verzeichnis der Mollusken und LANDBECK sein systematisches 
Verzeichnis der Vögel. Der dritte Band 1847 brachte PLIENINGER’S 
Zusammenstellung der Reptilien. Diese Angaben mögen nur dazu dienen, 
zu zeigen, wie sehr die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts sich der 
Erforschung der Landesfauna annahm und die Kenntnis erweiterte. 
Aber auch die zweite Hälfte ist nicht müßig gewesen. Die 
Kenntnis besonders der Wirbeltiere ist wohl eine vollkommene geworden. 
Für die Fische nenne ich nur die Namen A, GÜNTHER und dann vor 
allen Dingen KıunzıneeR. Um die Kenntnis der Amphibien und Rep- 
tilien hat sich besonders LEypıiG, daneben auch WOoLTERSDORFF verdient 
gemacht. Und ich glaube kaum, daß in diesen beiden Tierklassen 
noch größere zoogeographische Aufgaben zu erledigen sind. Höchstens 
würde das Fehlen einiger Amphibien, die aber in den Nachbarländern 
vorkommen, noch der Aufklärung harren. Aus diesen beiden Klassen 
werden sich schwerlich neue Typen der württembergischen Fauna hinzu- 
fügen lassen, wenn es sich nicht um ausgesetzte oder entlaufene Tiere 
handelt. Wer die württembergische Fauna um neue Arten vermehren 
will, der tut besser, sich den niederen Tieren zuzuwenden. Auch hier 
ist schon viel gearbeitet; für die Mollusken nenne ich Namen wie Ep, 
v. MARTENS, CLESSIN und GEYER, für die Insekten HOFMANN, FISCHER U. a. 
Aber auch gerade in der letzten Tierklasse, der sich ein eigener Verein 
angenommen hat, ist trotzdem noch viel zu tun, Käfer und Schmetter- 
linge, die ja stets viele Liebhaber und Sammler besaßen, sind natür- 
lich gut bekannt, aber von anderen Abteilungen ist nicht dasselbe zu 
sagen. Daß die Wanzen in HUEBER einen Bearbeiter gefunden haben, 
ist ein besonderer Glücksfall. Aber wie schaut es mit den Orthopteren 
Württembergs aus? Was wissen wir über die hier vorkommenden 
Libellen und Heuschrecken? Von den Zweiflüglern liegt zwar schon 
ein altes Verzeichnis vom Jahre 1834 (Roser, Korresp.-Blatt) vor. Aber 
wie wenig wissen wir darüber! Und wie wichtig wäre es, gerade über 
diese Tiere eine eingehende Kenntnis zu besitzen. Sind sie doch teils 
als Getreide- und Obstschädlinge, teils, wie manche Mücken, direkt als 
Überträger von Krankheiten den Menschen schädlich. Und kommen wir 
zu anderen Klassen der niederen Tiere, so sieht es noch schlechter aus. 
Zwar die bisher arg vernachlässigten Tausendfüßler haben jetzt in Herrn 
Dr. VERHOEFF einen eifrigen und fachkundigen Bearbeiter gefunden, 
Was wissen wir aber über die bei uns vorkommenden Würmer und 
Spinnen und deren Verbreitung? Sie sehen also, meine Herrn, Auf- 
gaben gibt es genug und zwar recht dankbare. Man braucht eigentlich 
nur die Hände auszustrecken, um in neue, noch fast unberührte Ma- 
terien zu greifen. 
Aber nicht nur bei den niederen Tieren, sondern auch bei der 
Tierklasse, die wir als die höchste zu bezeichnen pflegen, weil ihre 
Organisation der unseren am nächsten kommt, den Säugetieren, gibt
	        
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