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RoLLIER dagegen läßt die marine Transgression auch über die
Sylvana-Kalke weggehen und glaubt überhaupt nur eine Anlagerung
der Meeresmolasse an die Tertiärkalke zu erkennen, nicht eine
Zwischenlagerung, wie sie die obige Schichtenfolge voraussetzt. Die
Tektonik, d. h. die Lagerungsverhältnisse, hängen natürlich
auf das innigste mit der Auffassung des südlichen Albrandes zu-
sammen. Dieser wurde früher allgemein und auch heute noch von
vielen Geologen als ein Bruchrand angesehen, während REGELMANN
dafür eintritt, daß es sich um eine normale bruchlose Fortsetzung
und Überlagerung .der nach Südosten geneigten Juratafel handelt *.
Ich habe im Lauf des vorigen Jahres vielfach Gelegenheit zu
Exkursionen auf der Ulmer Alb gehabt und speziell auch Einblicke
in die Lagerungsverhältnisse des Donauuntergrundes der Langenauer
Gegend durch die zahlreichen dort ausgeführten Tiefbohrungen be-
kommen. Die Resultate dieser Untersuchungen erscheinen mir so-
wohl in stratigraphischer wie in tektonischer Hinsicht von Wichtig-
keit, ja wir werden sehen, daß beide Fragen so innig ineinander-
greifen, daß die eine ohne die andere überhaupt nicht behandelt
werden kann.
Mit den unteren Süß wasserkalken konnte ich mich bei
den vorjährigen Untersuchungen nicht eingehender beschäftigen und
ich möchte nur kurz bemerken, daß wir sie am besten als ein zu-
sammengehöriges Ganzes betrachten, in welchem zwar paläonto-
logisch eine untere Zone mit Helix rugulosa und eine zum Teil
mächtig anschwellende Oberzone mit Helix crepidostoma ausgeschieden
werden kann, daß es aber sehr schwierig ist, petrographisch diese
Horizonte zu trennen. Ebenso handelt es sich bei den Einlagerungen
toniger Schichten (sogen. Öpfinger Schichten), Pflanzenmergel und
Pflanzenkalke, nur um lokale Ausbildungen und nicht um durch-
gehende Horizonte. Es sind, wie die Pisolithkalke und Planorbis-
Schiefer, Faziesgebilde, die zwar von Interesse für die Einzelprofile
sind, die sich aber stratigraphisch nur schwer verwerten lassen. Im
allgemeinen herrscht die Kalkfazies am Albrand vor und nimmt, "und
zwar von unten nach oben, allmählich immer tonigeren Charakter
an, je mehr wir uns Oberschwaben nähern, wo die untere Süß-
wassermolasse eine vorwiegend mergelige Fazies darstellt. Die
1 Die Ausführungen von C. Regelmann und die daran anschließenden
Entgegnungen von W, Kranz und E. Fraas finden sich in den Versammlungs-
berichten des Oberrh. Geol. Ver. 1908—1910 und im Centralbl. f. Min. etc, 1909
bis 1911,