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bergschichten befinden. Erst in weiterer Entfernung gegen Westen
werden diese von jüngeren (obermiocänen) Süßwasserkalken überlagert,
Vergleichen wir dieses Profil mit dem von Öllingen und Ram-
mingen, so fällt uns sofort die große Übereinstimmung in die Augen.
Hier wie dort ein Abschluß der marinen Muschelsandsteine mit dem
Albrand und westlich desselben eine Vertretung der marinen Schichten
durch Graupensande und überlagernde brackische Kirchbergschichten.
Die Trennung beider Fazies ist so scharf, daß sie kaum anders als
durch eine Verwerfungslinie zu erklären ist. Der Gedanke liegt
deshalb nahe, die Verwerfung, welche dem Albrand entlang von
Eggingen. bis Dillingen! nachgewiesen, aber mindestens bis Donau-
wörth anzunehmen ist, als Ursache dieser raschen Faziesänderung
aufzufassen. Hierbei kommen wir zu einem Gedankengang über die
Bildungsgeschichte unseres Tertiärs, wie ich ihn in den nächst-
folgenden Profilen zur Darstellung bringen möchte.
Zu Beginn unserer Tertiärablagerungen stellte das ganze Ge-
biet zwischen dem Nordrand der heutigen Alb und den heutigen
Alpen eine weite, flache, nur leicht nach Süden geneigte Niederung
dar, welche im Süden von dem eocänen Flyschmeer begrenzt wurde
und in welchem allmählich die Ablagerungen der unteren Süßwasser-
molasse, welche am Albrand den Charakter von Süßwasserkalken
annahmen , abgesetzt wurden. Die Frage, wie weit der Jura nach
Süden reicht und wo der kristallinische Untergrund des vindelizischen
Gebirges einsetzt, mag hier außer Betracht bleiben. Eine Senkung,
wohl in Verbindung mit den starken tektonischen Bewegungen in den
Alpen, führte in der Mittelmiocänzeit zur Transgression des Molasse-
meeres, welches von Süden gegen Norden vordrang und zwar bis
in Gegenden des Juraplateaus, die heute als Alb sich zwischen 600
und 700 m ü. M. befinden. Damals lagerten sich in der litoralen
Zone die Muschelsandsteine unseres Albgebietes zwischen . Donau-
wörth und Ulm ab, während die Küstenzone durch die Jura-Nagel-
fiuhen resp. Juragerölle gekennzeichnet wurden; sie reichten teilweise
bis zmu Nordrand der heutigen Alb (vergl. Profil 1 in Fig. 3). Wie sich
die Verhältnisse im weiteren Verlauf gegen Südwesten gestalteten,
lasse ich hier unberücksichtigt, da diese Gegenden nicht in den
Rahmen meiner Untersuchungen eingezogen wurden, doch weist
manches darauf hin (z. B. die hochgelegenen Muschelsandsteine von
1 Nach Zennetti wurden auch in Dillingen bei einer Brunnengrabung
in nächster Nähe des Albrandes die Kirchbergschichten unter den Donauschottern
gefunden.