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Er erinnerte daran, daß der Verein heuer seine Jahresversammlung zum
fünften Male in Eßlingen abhalte, erstmals 1854, dann 1862, 1872 und
1890, Konnte 1854 ein Redner sagen, daß durch die stetig fortschreitende
Kultur das geologisch Sehenswerte immer mehr verschwinde und
daß die schönsten geologischen Fundstücke nach Stuttgart gebracht
worden seien, so könne man trotzdem heute sagen, daß seither die
praktische Wissenschaft, die Technik gerade in Eßlingen hervor-
ragend gepflegt worden sei. Aber auch die reine Naturwissenschaft
habe hier von jeher hohe Wertschätzung und Förderung erfahren,
und Männer wie Steudel, die beiden Hochstetter, Deffner, Salzmann,
Weinland, Albert Günther (London) haben die Naturwissenschaft im
allgemeinen wie die naturwissenschaftliche Heimatkunde insbesondere
aufs eifrigste gepflegt und nachhaltigst gefördert. Sie haben ihren
Namen weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes bekannt ge-
macht, während gleichzeitig die J. F. Schreibersche Verlagsanstalt
sich durch ihre naturwissenschaftlichen Bilderwerke hohe Verdienste
um die Verbreitung und Popularisierung der Naturwissenschaft er-
worben hat.
Den Willkommgruß der Stadt bot in Abwesenheit des durch
Landtagsarbeiten verhinderten Oberbürgermeisters Gemeinderat Falch:
er wünschte den Verhandlungen guten Verlauf und daß die Gäste
eine freundliche Erinnerung an ihren hiesigen Aufenthalt mit nach
Hause nehmen möchten. Rektor Haage begrüßte die Gäste namens
der Eßlinger Vereinsmitglieder und des Lehrkörpers der Oberreal-
schule. Mancher der Teilnehmer an der letzten Versammlung sei
inzwischen abberufen worden, so Rektor Müller, Oberreallehrer Gräter,
Dr. med. Adae. Vor 20 Jahren habe die Versammlung noch in
einem kleinen Lokale getagt, heute sei der Festsaal nötig ge-
worden, die Hörer zu fassen, ein erfreuliches Zeichen für das
steigende Interesse an den Bestrebungen des Vereins. Aus Anlaß
der Versammlung sei eine Ausstellung von Naturalien in Natur und
Bild veranstaltet worden, von der Rektor Haage wünscht, daß sie
auch ihrerseits Lust und Liebe zu den Naturwissenschaften wecke.
Seminaroberlehrer Kohler überbrachte namens des Deutschen
Lehrervereins für Naturkunde herzliche Grüße. Pflege der Verein
für vaterländische Naturkunde, sagte er, mehr die Wissenschaft der
Heimat, so sei es das Bestreben des Lehrervereins, die Ergebnisse
der naturwissenschaftlichen Forschung in Scheidemünze umzuwan-
dein und sie ins Volk zu bringen, das aus ihnen seine besten Kräfte
schöpnfe.