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tritt zur Hochschule benutzte er, um sich im Lucens (Kt. Waadt)
in den neueren Sprachen weiter auszubilden. Auf der Hochschule
wandte er sich dem Studium der Chemie und Naturwissenschaften
zu. Schon frühzeitig offenbarte sich bei ihm der Hang zur Natur-
beobachtung; besonders hatten es ihm die Steine angetan. Er
sammelte viel, beobachtete noch mehr und lernte bald das Forschen.
Ein scharfer Blick für das Wesen der Naturerscheinungen und
unermüdlicher Eifer im Verfolgen einer einmal aufgefundenen Spur
waren ihm angeboren. Schon als Gymnasist machte er geologisch
wichtige Funde in der sogen. Lehrbergschicht der Roten Wand (seit
K. PıieyinGER’s Feststellungen zum ersten Male wieder interessantes
Neues aus diesem Horizonte der Stuttgarter Umgebung); unter anderem
fand er einen Ceratodus, der wahrscheinlich eine neue Art darstellt
und ins Naturalienkabinett wanderte. Vom Wintersemester 1910/11,
das er in Tübingen zubrachte, abgesehen, gehörte er während der
ganzen Zeit seines Hochschulstudiums (Herbst 1908 bis 1912) der
Technischen Hochschule in Stuttgart an. Sein eigentliches Fach-
studium war‘ die Chemie, aber der Geologie hatte er sich mit einer
wahren Leidenschaft ergeben. Im engeren Verkehr lernte ich ihn
in den 7 Semestern immer mehr schätzen, auch nach seinen vor-
trefflichen Charaktereigenschaften. Im Verkehr mit den Studieren-
den soll sich der. Lehrer nicht von Sympathien oder Antipathien
leiten lassen, daher darf ich sagen, daß mir alle meine Studie-
renden lieb und wert sind, aber ALFRED FıncKke stand mir doch
besonders: nahe. Wiederholt hatte ich in Freundeskreisen die Frage
zu beantworten: Was studiert denn Fıncku eigentlich, ist er Chemiker
oder Geolog? Nun, er war beides, und er wäre der erste nicht
gewesen, der den Weg zur Geologie über die Chemie gefunden
hätte. Das war auch im stillen meine Hoffnung, denn ich war
überzeugt, er würde diesen Weg finden, Das geologische Forschen
war ihm Lebensbedürfnis und Erholung. Er fehlte während seines
Stuttgarter Studiums kaum je bei einer der zahlreichen Lehrexkur-
sionen, die ich mit den Studierenden machte, und begleitete mich
auch auf. den größeren Exkursionen in den südlichen Schwarzwald.
den Kaiserstuhl, in die Eifel, den Odenwald und die Zentralalpen.
Es war eine Freude, ihn geologisch genießen zu ‚sehen in Gebieten,
die ihm neu waren. Eine gelegentlich hingeworfene Bemerkung
konnte lange bei ihm nachwirken und selbständige Nachforschungen
anregen. Als ich einmal bei einer der Exkursionen in die Umgebung
von Stuttgart, es war zwischen Kaltental und Degerloch, den Knollen-