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mergel zu erklären versuchte und dabei wohl vergleichsweise auf
den äolischen Löß hingewiesen habe, war ihm dies Veranlassung zü
einer chemischen Untersuchung des Knollenmergels geworden. : Einige
Monate später überraschte er mich mit einer fertigen quantitativen
Analyse des Knollenmergels, die dann in den Jahresheften des Ver-
eines für vaterländische Naturkunde veröffentlicht wurde. Diese
kleine Untersuchung verdient in chemisch-geologischer Hinsicht be-
sondere Beachtung, sie erklärt zum ersten Male die besonders
gefürchtete Eigenschaft des Knollenmergels, in _ angefeuchtetem
Zustande zu gleiten, und wirft ein interessantes Streiflicht auf
die Bildungsweise dieser eigenartigen Ablagerung. Mit Vorliebe
beschäftigten ihn tektonische Fragen, das beweist seine im 67. Jahr-
gang genannter Jahreshefte veröffentlichte Mitteilung über die Tek-
tonik und das Gewässernetz der Umgebung von Stuttgart, und als er
von seinem nur kurzen, einsemestrigen Aufenthalt in Tübingen zurück-
kehrte, konnte er mir eine überraschend eingehende tektonische Skizze
eines Teiles der Tübinger Umgebung als die Frucht seines unermüd-
lichen geologischen Beobachtungsdranges vorlegen, eine Arbeit, die,
in Erholungsstunden entstanden, von einem Fachgeologen nicht
besser hätte ausgeführt werden können. Kine dritte Untersuchung,
die er noch als Student in unseren Vereinsheften. veröffentlichte,
betitelt sich: „Die Horizonte von Psiloceras subangulare Orr. und
Psiloceras Hagenowi Dr. im untern Lias von Stuttgart“ und ist
paläontologisch-stratigraphisch von Wert.
So sehr AırreD Fınckm seine Studienzeit ausnutzte wie kaum
ein anderer seiner Kommilitonen, war ihm ungesundes Strebertum
fremd, dagegen war es ihm bei seiner harmlos-heiteren Charakter-
anlage ein Bedürfnis, sich einer Korporation anzuschließen; er ge-
hörte dem Sonderbund an. Ein deutscher, deutsch empfindender
Student im besten Sinne des Wortes war ALFRED FıncKE und wollte
es sein, und wenn wir auf den geologischen Exkursionen abends
nach getaner Arbeit, wie es bei mir üblich ist, in feucht-fröhlicher
Tafelrunde uns zusammenfanden, war er der lustigsten einer. Im
Herbst 1910 bestand er die Diplomvorprüfung für Chemie, Anfang
1912 die Diplomhauptprüfung mit „Gut“ und noch in demselben
Jahre das Doktorexamen nach Einreichung einer Dissertation: Über
die Tautomerie- und Isomerieerscheinungen in der Phenanthrenreihe.
Dann folgte das Militärjahr im 1. württ. Infanterie-Regiment No. 119.
Die Ableistung desselben nach vollendetem Studium ist selten einem
leicht geworden, und so brachte dies auch ihm einiges Mißbehagen,