Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 71, 1915)

GIX 
Revierförsters Tu. Prosst in Adelmannsfelden, besuchte die Latein- 
schule in Horb und das Gymnasium in Ellwangen, sodann die Uni- 
versität Tübingen. Sein Beruf als Forstmann führte ihn nach 
Adelberg, Tübingen, Obertal, Stuttgart, Weingarten und schließlich 
1906 als Oberförster nach Schönmünzach. Der rege, aufgeschlossene 
Sinn für Naturkunde ließ Prosst ein eifriges Mitglied des Vereins 
für vaterländische Naturkunde sein. Der Schwarzwald bot ihm 
Gelegenheit zur Anlegung einer schönen, sorgfältig ausgewählten 
Mineraliensammlung, zum Studium der Flechten, und die Forellen- 
bäche des Schwarzwaldes führten ihn zur Beschäftigung mit der 
Fischerei, der er sein ganz besonderes Interesse zuwandte und für die er 
sehr tätig war. Mit der Pflichttreue des Beamten und dem Interesse für 
die Natur ging Hand in Hand die Frohnatur des kraftstrotzenden Mannes. 
Mancher in heiterem und anregendem Gespräch mit dem Verstorbenen 
verlebten Stunde gedenkt der Verfasser dieser Zeilen und es möge 
ihm erlaubt sein, auch des letzten Zusammenseins auf dem Truppen- 
übungsplatz in Münsingen zu gedenken. Am 1. August folgte Prosst 
dem Rufe zu den Fahnen; zuerst war er bei der Bahnhof-Komman- 
dantur in Tuttlingen, dann in Ludwigsburg und Münsingen und zog 
von da am 12. Oktober als Hauptmann und Batterieführer im 
54. Reserve-Feldartillerie-Regiment ins Feld. In Münsingen sah ich 
Prosst zum letztenmal. In ernstem und heiterem Gespräch saß 
ein kleiner Kreis zusammen, vom bevorstehenden Nachtmanöver 
sprechend. Der Forstmann, der sich stolz seiner Geschütze freute, 
der Schulmann, eine Zierde seines Standes, der die Kanzleistube 
mit dem Lagerleben in Münsingen vertauscht hatte, der Kaufmann, 
den vaterländische Begeisterung seine Fabrik in Norditalien ver- 
lassen ließ, und zu ihnen durfte sich der junge Kriegsfreiwillige 
gesellen, der darauf brannte, sein Maschinengewehr vor dem Feind 
spielen lassen zu dürfen. Vier Wochen später ruhten alle im blut- 
getränkten Boden Flanderns. Der 1. November, Allerseelen, „ein 
Sonntag voll Sonneglanz und herbstlicher Farbenpracht, war ange- 
brochen“, so schreibt ein Kriegsfreiwilliger der Batterie PRrossT; 
„mittags kam der Befehl zum Vorrücken und bald darauf wurde 
Prosst tödlich verwundet. Eine Schrapnellkugel hatte den Hals 
durchschlagen und war im Rückgrat steckengeblieben; ins Feld- 
Jazarett No. 93 in Dadizeele überführt, erlag Prosst am 4. November 
seiner Verwundung.“ Was ‚er seinen Mannschaften im Feld war, 
beweisen am besten die Worte, die unter dem Eindruck des Ver- 
lustes des Führers ein Kriegsfreiwilliger schrieb: „Nie vergesse ich
	        
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