Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 71, 1915)

im Bereich ‘des südlichen Mitteleuropa führe ich also darauf zurück, 
daß es fähiger war, Schranken von nur spärlicher 
Feuchtigkeit zu überwinden und damit weniger an die Nach- 
barschaft der verschiedenen Gewässer gebunden, obwohl es im übrigen 
ihnen ebenfalls zu folgen bestrebt ist. 
Nachdem aber infolge der Kältezeiten simile in das südlichste 
Baden vorgedrungen war, mußte es bei erneuter Wärmezunahme 
daselbst in eine bedrängte Lage geraten. Anfangs zwar, als das 
Rheintal noch eine kühle Witterung aufwies, konnte smile durch 
dieses nach Norden abwandern. Sobald aber eine weitere Wärme- 
zunahme eintrat, mußte die Ausbreitung auf das Gebirge beschränkt 
werden. Im südlichen Baden wurde simile hauptsächlich auf die 
Nachbarschaft der kleinen Flüsse, Wiese, Wehra, Schlücht, Wutach u. a.. 
angewiesen. Da diese aber in der Hauptsache nach Süden fließen. 
so haben sie für die Wanderung des similenach Norden 
keine Leitwegeliefern können. Hielt sich simile, in seinem 
Feuchtigkeitsbedürfnis und vielleicht außerdem auch in höherer Ab- 
hängigkeit von Buschholz, namentlich Weiden und Erlen, an die 
Nachbarschaft der kleinen Flüsse, so mußte es in deren Bereich im 
südlichen Baden bald „ans Ende der Welt“, d. h. seiner Welt 
gelangen. Sogar den Titisee hat simile nicht erreicht, denn dessen 
Ufergelände sind von alemannicum besiedelt. Daß dagegen am 
Schwarzsee bei Säckingen sowohl simile (genuinum) als auch 
simile rhenanum nicht selten sind, entspricht vollkommen dem 
Gesagten, zumal sich im südlichen Baden nur wenige Plätze finden, 
welche für die Ansprüche von simile so geeignet sind wie dieses 
Seegelände. 
Das Flußsystem des Neckar, einschließlich der westlichen 
und östlichen Nebenflüsse, ist vollkommen von alemannicum- 
Formen besiedelt worden, simile ist von mir nur in der Nach- 
barschaft Heidelbergs (Schlierbach) nachgewiesen worden ;‚ d. h. an 
einem Platze, welcher schon als Nebenbucht des Rheintales betrachtet 
werden kann. Hiernach müssen wir schließen, daß simile ins 
südliche Baden durch Wandern am Ostrand der ober- 
rheinischen Senke gelangt ist. Auf einer langen, aber schmalen 
Bahn unter dem Einfluß der Kaltzeiten weit nach Süden gelangt, 
ist es dann schon begreiflicher, daß bei einsetzender Erwärmung 
in Südbaden Isolierung erfolgte. Die westlichen Schwarzwald- 
Aüsse Dreisam, Kinzig und Murg konnten durch simile vom Rheintal 
aus bevölkert werden. Da sie außerdem nach Westen, Nordwesten
	        

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