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er alle Anwartschaft darauf hat, in diese wichtige Klasse eingereiht
zu werden. Es ist unser roter Blutfarbstoff, das Hämoglobin, dessen
sauerstoffübertragende Wirkung in ihrem Chemismus bereits recht
gut aufgeklärt werden konnte. Daß das Hämoglobin Eisen enthält,
ist bekannt und wurde erwähnt, daß sein organisches Gerüst dem
des Chlorophylls sehr ähnlich ist, haben die Untersuchungen der
Neuzeit zur Evidenz erwiesen. Und so sehen wir auch hier wieder
die Abhängigkeit der höheren Tierwelt von den höheren, den Chloro-
phyll führenden Pflanzen aufs klarste erwiesen. Denn es kann keinem
Zweifel unterliegen, daß die Bausteine des Hämoglobins in der
Pflanze gebildet werden, daß das Tier sie mit der Nahrung aufnimmt
und vielleicht etwas umformt. Der wesentliche Unterschied besteht
im anorganischen Teil: an derselben Stelle der organischen Gerüst-
substanz steht im Chlorophyll das Magnesium, im Hämoglobin das
Eisen. Und die verschiedene Wirkung: hier Abbau, dort Aufbau,
sehen wir also lediglich an die genannten beiden Metalle geknüpft.
Bedienen wir uns doch auch im Laboratorium des Magnesiums zu
Synthesen, und wir wenden Eisen an, wenn wir durch Oxydation
einen Abbau erreichen wollen.
Wenn wir es uns nun recht überlegen, so ist es gar nicht
wunderbar, daß die beiden diametral entgegengesetzt wirkenden
Farbstoffe in ihrem organischen Teil zueinander gehören, sondern
es ist eine Forderung der Vernunft, daß dem so ist. Denn die beiden
Farbstoffe sind die beiden Pole, um die sich das höhere Leben zur
Jetztzeit stofflich dreht, wenn der eine nicht wäre, könnte der andere
nicht sein, d. h. sie müssen chemisch verwandte Körper sein.
Die Erkenntnis von den im Tierleibe sich abspielenden Syn-
thesen hat sich erst in der Neuzeit recht entwickelt; viele wichtige
Fragen, wie z. B. das Auftreten von verschiedenartigem Eiweiß in
verschiedenen Geweben harren noch der Aufklärung. Vor allem ist
es auch noch nicht gelungen, über einen allerwichtigsten Vorgang
Klarheit zu schaffen, geschweige ihn nachzumachen, ich meine die
Bildung von Fett aus Kohlenhydraten, ‚ein Prozeß, der sich ja auch
im Pflanzenleibe abspielt. Es muß eine gewaltige Reduktion statt-
finden und damit geht parallel ein großer Gewinn an Energie, wie
daraus erhellt, daß wir von einem Gewichtsteil Fett mehr als das
Doppelte der Wärmemenge gewinnen, die uns dasselbe Gewicht eines
Kohlenhydrats ‚liefert. Es wäre also von allergrößter Bedeutung,
diesen Prozeß beherrschen und ihn vervollkommnen zu lernen. Einst-
weilen fehlt aber jede Einsicht und wir müssen uns darauf be-