274
Auch ScHAD erwog die Möglichkeit der Anlagerung der bracki-
schen Schichten bei‘ Grimmelfingen 1908* und vermutete richtig,
daß in diesem Fall die Schotterlager wahrscheinlich über die an-
stoßenden älteren Süßwasserschichten greifen würden. Er leugnete
nur, daß dies der Fall sei, aber die neuen Aufschlüsse zeigen, daß
es sich tatsächlich so verhält; denn daß die Geröllagen, welche in
Profil IIT über den anstehenden unteren Süßwasserkalken aufge-
schlossen sind, zu den brackischen Schichten gehören, daran ist bei
ihrer völligen petrographischen Gleichheit mit den sicher brackischen
Geröllen der anderen Profile nicht zu zweifeln. Wahrscheinlich ist
auch im Liegenden des Profils II der anstehende untere Süßwasser-
kalk erreicht. Während bisher in der Ulmer Gegend und weit
darüber hinaus als Liegendes der Brackwasserschichten stets marine
Sande gefunden wurden, ist nun bei Grimmelfingen ein Übergreifen
der Brackwasserlager über die Graupensande festgestellt, das aller-
dings im Gebiet der beobachteten Aufschlüsse höchstens 250 m be-
tragen kann, da ja am Südrand des brackischen Vorkommens noch
die Graupensande anstehen. Natürlich müssen nun auch die Graupen-
sande selbst angelagert sein und wir können deshalb mit annähern-
der Sicherheit folgendes Profil geben (Fig. 2).
Über die Tektonik konnte unmittelbar nichts beobachtet
werden, außer verschiedenem Fallen und Streichen in einigen Auf-
schlüssen, das aber vermutlich nur auf größere Gehängerutschungen
zurückzuführen ist. In der Mehrzahl der Gruben lagen die Schichten
horizontal oder schwach. gegen Süden geneigt. Jedenfalls war die
große Verwerfungskluft, die allgemein am Nordsaum der brackischen
Schichten am östlichen Hochsträß angenommen wird, nicht ange-
schnitten. Übrigens ist nun, nachdem nachgewiesen ‘ist, daß die
Graupensande und die brackischen Schichten angelagert sind, und
daß die untere Süßwassermolasse unter diesen Gebilden langsam
ansteigt, der Zwang gefallen, die Verwerfung derart festzulegen. Es
könnten nun auch eine oder mehrere Spalten mitten im unteren
Süßwasserkalk nördlich der Grenze des Brackischen verlaufen. Eine
solche Spalte wäre die oberste in dem ScHAD’schen Kuhbergprofil?
wenn man annehmen darf, daß auch hier die Höhenangabe um etwa
10m zu tief ist, und wenn man den Beweis für das Bestehen dieser
Spalte für ausreichend hält, was bei der häufigen Wiederholung
ähnlicher Schichten in.der unteren Süßwassermolasse durchaus nicht
ı Diese Jahreshefte 1908. 8, 282,
?1.e. S. 281.