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schwabens“, 1852, unterscheidet RocG auch nur Geröll- und Sand-
ablagerungen neben den Kalken, er verweist die gesamte Landschaft
in das Diluvium und gliedert sie in ein oberes, mittleres und unteres
Diluvium. Auf Bacy’s geognostischer Karte von Württemberg vom
Jahre 1860 wird das ganze Oberschwaben ohne irgend eine Gliede-
rung als Molasse oder Tertiär bezeichnet.
ScaLL, 1859, teilte in seiner Arbeit „Die Tertiär- und Quartär-
bildungen am nördlichen Bodensee und im Höhgau“ die Molasse-
schichten in die obere und untere Süßwassermolasse, während er
die Meeresmolasse nicht als selbständiges Formationsglied auffaßte,
sondern als eine untergeordnete sporadische Fazies an die obere Süß-
wassermolasse angliederte. Leitende Fossilien kannte er nicht; er
gründete seine Gliederung auf die Verschiedenheit des Schichten-
materials und auf die Lagerung desselben.
Prossr, der von dem Jahre 1852 bis zu seinem Lebensende
1904 sich mit der Geologie Oberschwabens befaßt hat, hat in den
Jahren 1866—68 die Schichtenfolge im großen ganzen klargestellt.
Er unterscheidet:
1. die untere Süßwassermolasse mit der Leitschnecke Helix
rugulosa,
2. die Meeresmolasse,
3. die Brackwassermolasse,
4. die obere Süßwassermolasse mit der Leitschnecke Helix
sylvand.
In der Folge hat er mit unermüdlichem Eifer und Gründlich-
keit die Molasseschichten durchforscht, ihre Fossilien gesammelt,
und in zahlreichen Abhandlungen sein wertvolles Material wissen-
schaftlich verarbeitet.
Oskar Fraas, MiLLER und QuEnsteDtT bestätigten auf Grund
eigener Untersuchungen in den folgenden Jahren die Prosst’sche
Auffassung, und auch SANDBERGER (1873) bestätigte nicht nur die
von Prossrt aufgestellten Leitfossilien, sondern verallgemeinerte sie,
und gab hiermit Anstoß zu neuen Untersuchungen in Bayern (GÜMBEL)
und in Österreich (F. Suzss).
Das sporadische Vorkommen von Braunkohle in der oberen
Süßwassermolasse Oberschwabens erweckte die Hoffnung der ober-
schwäbischen Bevölkerung auf das Vorkommen abbauwürdiger Flöze.
Im Auftrag der württembergischen Staatsregierung wurde daher auf
die kundgegebenen Wünsche hin eine Stelle in der oberen Süß-
wassermolasse 1 km südlich des Klosters Ochsenhausen ausgewählt.