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Schwer der Verlust und viel zu früh — kaum 53 Jahre war er alt,
als die unbarmherzige Hand des Todes ihn geschlagen. ;
Am 26. Juni 1862 wurde EszrHarD Frass in Stuttgart geboren.
Er war seines Vaters Oskar Fraas, des um Schwabens Geologie
hochverdienten damaligen Konservators am ‚Stuttgarter Naturalien-
kabinett, zweiter Sohn. In seiner Vaterstadt besuchte er das Eberhard-
Ludwig-Gymnasium. Neben der Schule ward ihm der Vater Lehrmeister.
Die seit dem Großvater, dem Balinger Dekan, in der Familie FrAas
erbliche Neigung für die in Schwaben durch QuEenstepr und seinen
Schüler Oskar Fraas volkstümlich gewordene Geologie steckte dem
jungen EBERHARD im Blute. Früh wurde er des Vaters Genosse auf
den Wanderungen durchs Land und früh ward er heimisch unter den
Wesen der Zeiten „Vor der Sintflut“ * im Naturalienkabinett.
1882, im Herbst, bezog er die Universität Leipzig, um Geologie
und Mineralogie zu studieren. CREDNER und ZIRKEL waren dort seine
Lehrer. CREDnER, der vor kurzem verstorbene Leipziger Geologe, durch
seine „Elemente der Geologie“ — damals das einzige moderne Lehr-
buch des Faches in Deutschland — der Lehrer der Geologie stand in
seiner vollsten Kraft; .sprudelnd lebhaft, hinreißend wirkte er im
Hörsaal und bei Exkursionen durchs sächsische Bergland. Neben
ihm stand der bedächtigere ZırkeL, der eine Lehrmeister der Petro-
graphie. Bei diesen beiden trieb FraAs seine ersten, systematisch-
grundlegenden Studien, zu denen weitere Anregung durch die Geo-
logen der sächsischen Landesanstalt kam. Aber der junge Student
mit seiner überströmenden Kraft und der schäumenden Lust am
Leben war nicht nur in Hörsälen und Laboratorien zu Haus und
auf Exkursionen zu finden. Er zollte auch der „lustitudo studentica“
vollen Tribut; davon erzählten die flotten Schmisse, welche seine
Wange zierten.
Ostern 1884 ging er nach München. Bei ZırreL, dem großen
Münchener Meister, trieb er paläontologische Studien. Mit RoTHPLETZ
zog er in die Alpen und sah unter dessen Führung sich die wissenschaft-
liche Wunderwelt .des Gebirgs erschließen; bei Grorm wurden die
mineralogischen Arbeiten fortgesetzt. 1886 erwarb er sich mit einer
paläontologischen Arbeit über Juraseesterne die Würde und den Hut
eines Münchener Doktors der Philosophie — wirklich den Hut; es
war dort damals noch Sitte, daß der eben promovierte Doktor mit
dem Hute geschmückt und — mit einem Degen umgürtet wurde.
So hieß OsKaArR Fraas’ früher EN Buch über die Erdgeschichte,