XXXV
FraAs blieb zunächst in München, widmete sich weiter paläontologi-
schen und alpengeologischen Arbeiten und habilitierte sich 1888 an
der Universität für Geologie und Paläontologie.
In München gründete er auch — 1889 -— den eigenen Haus-
stand. Eine Tochter des Schwabenlandes, EuGEnieE ScHoLL aus Nür-
tingen, wurde seine Weggenossin fürs Leben; mit der einzigen, ihr
gebliebenen Tochter, trauert sie um den treubesorgten Gatten.
Nur kurz währte die Münchener Privatdozentenzeit. Zum Sommer
1891 ging Frass als Assistent ans Naturalienkabinett nach Stuttgart,
und 1894 wurde er als Nachfolger seines sich zur Ruhe setzenden
Vaters Konservator der geologisch-paläontologischen und minera-
logischen Abteilung dieses Stuttgarter naturwissenschaftlichen Instituts.
Der Vater konnte sein Werk in des Sohnes Hände geben, und er
gab es in die besten!
Wohl ist Fraas damals der Verzicht auf die Laufbahn eines
akademischen Lehrers nicht leicht gefallen, und manches Mal sann
er noch später dem aufgegebenen Wege nach. Aber der Verzicht
wurde ihm gelohnt: In seiner fast völlig ungebundenen Stuttgarter
Stellung konnte er ganz ungehemmt seinen Neigungen nachgehen.
Das Glück, festgewurzelt und sicher auf Heimatboden zu stehen,
die Tradition und das Ansehen des Namens Frass, die ererbte und
erworbene Schätzung, welche er bei dem großen und stets weiter
werdenden Freundeskreis im Lande fand, konnten ihn für das Auf-
gegebene voll entschädigen. .
Auf heimatlichem Boden wuchs ihm Kraft und Leistung. Eine
ungewöhnlich reiche wissenschaftliche Tätigkeit entfaltete er hier.
Das Naturalienkabinett mit seinen Schätzen bot ihm unerschöpflichen
Stoff, den er durch seine glänzende Sammeltätigkeit um immer neue
Kostbarkeiten aus Schwaben und dem Auslande vermehrte. Der
Paläontologie Schwabens war der Hauptteil seines Lebenswerkes
gewidmet. Wie der Vater so bevorzugte auch der Sohn für seine
Studien die Wirbeltiere; kein Wunder — ist ja doch an solchen die
Stuttgarter Sammlung und der Boden des Württemberger Landes
besonders reich. In meisterlicher Darstellung hat er vor allem die
Labyrinthodonten und dann die Reptilien aus Trias und Jura uns
geschildert. Doch auch Fische und Säuger und so manches andere
hat er beschrieben. Seine vielen bedeutsamen Arbeiten, welche
immer neue Belehrung und Anregung brachten, haben ihm das be-
rechtigte Ansehen eines der erfahrensten Paläontologen gegeben. Im
Kreise seiner Fachgenossen durfte er sich durch seine Arbeiten mit