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Fraas hütete und mehrte die Sammlung des Naturalienkabinetts
mit sorgender Liebe. Aber er brütete nicht wie ein neidiger Fafner
auf seinen Schätzen, mit größter Weitherzigkeit stellte er sie den
Fachgenossen für wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung. Das danken
ihm viele. Und mit vollen Händen gab er aus seinen Vorräten an
die Schulen im Lande und half damit weiter, hier die Freude an
den Versteinerungen zu pflegen — und die Stuttgarter Sammlung
populär zu machen.
Seine Sammlung ersetzte ihm das, was er durch den Verzicht
auf die akademische Laufbahn aufgegeben hatte. Ganz hat er auf
das Lehren übrigens doch nicht verzichtet. Im Sommer 1899, nach
Branca’s Weggang von Hohenheim, hat er dort durch ein Semester Geo-
logie gelesen, und während des ersten Kriegswinters hat er an dem
Gymnasium, dessen Schüler er einst war, aushelfend einen Teil des
naturwissenschaftlichen Unterrichts gegeben. Wie sehr er die jugend-
lichen Gemüter zu gewinnen wußte, sagte an seiner Bahre einer
seiner Schüler.
Der Tätigkeit des Forschers und des Sammlungsvorstandes
reiht sich würdig die an, welche EBERHARD Fraas als Förderer des
wissenschaftlichen Lebens in Württemberg ausübte. In unserem
„vaterländischen Verein“, im Vorstand desselben, wurde er schnell
eine der führenden Persönlichkeiten und führte zeitweilig (1911— 14)
den Vorsitz. Ein gut Teil seines Wirkens war dem Verein gewidmet,
Davon zeugen die „Jahreshefte“, in deren jedem seit 1888 Abhand-
lungen und Vorträge von ihm enthalten. sind, die unvergänglichen
Denksteine seines Schaffens. Durch seine mehr als 50 Vorträge bei
den Versammlungen des Vereins und der Zweigvereine (wie in vielen
anderen Vereinen des Landes), in welchen er über seine Arbeiten, oder
Reisen, oder über neue Funde berichtete, oder zu wissenschaftlichen
Tagesfragen sprach, hat er seiner Wissenschaft hier im Lande viele,
große Dienste geleistet. Er sprach ohne besondere rednerische Auf-
machung, schlicht und klar. Er besaß die Gabe, leichtverständlich
zu wirken. Er fesselte seine Zuhörer, denn man fühlte, wie er
selbst in dem Stoff, den er behandelte, lebte und in ihm aufging.
Neben unserem vaterländischen Verein lag ihm namentlich der
Oberrheinische Geologische Verein am Herzen, bei dessen Versamm-
lungen er ein ständiger Gast war, so wie man ihn auch oft bei den
Versammlungen und Exkursionen der Deutschen Geologischen Gesell-
schaft traf, zu deren Beirat er mehrere Jahre gehörte. Im Württem-
bergischen Anthropologischen Verein gehörte er eine Reihe von Jahren